Johann Friedrich Fasch – ein immer noch viel zu unbekannter Barockkomponist – schrieb für seinen fürstlichen Dienstherrn 1723 eine festliche Geburtstags-Musik. Das Barockorchester L'arpa festante unter Markus Uhl hat dieses hörenswerte Stück nun eingespielt.
Bildquelle: Christophorus
Was schenken wir ihm zum Geburtstag? Jedes Jahr dieselbe Frage, allzu oft Ratlosigkeit und dann zuweilen auch ein fauler Kompromiss. Wie praktisch war das doch vor 300 Jahren – zumindest beim gemeinen Volk. Denn da gab's schlichtweg keine Geburtstagsgeschenke. Anders in durchlauchten Kreisen, dort stand Selbstgemachtes hoch im Kurs: Regierende wurden mit eigens komponierten Huldigungs-Musiken geehrt und somit in ihrer Rolle als milder Landesvater oder gute Landesmutter bestätigt. Als Johann August von Anhalt-Zerbst am 9. August 1723 46 Jahre alt wurde, legte ihm sein Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch ein ziemlich opulentes "Ständchen" für vier Vokalsolisten, Chor und Orchester zu Füßen. Diese "Freudenbezeugung der Vier Tageszeiten" – so heißt das Werk – hat nun Markus Uhl mit großartigen Vokalsolisten und dem Barockorchester L'arpa festante eingespielt.
Johann Friedrich Fasch war drei Jahre jünger als Bach und starb ein Jahr vor Händel. Er verehrte Vivaldi, war an einigen mitteldeutschen Fürstenhöfen als Kapellmeister engagiert und fand schließlich in Zerbst seinen Lebens-Hafen. Als Komponist war er enorm produktiv, leider ist ein riesiger Teil seines Schaffens nicht mehr erhalten.
Was die kompositorische Qualität der "Freudenbezeugung der Vier Tageszeiten" angeht, so darf man hier keine Sensationen erwarten. Aber auch keine schablonenhafte barocke Fließband-Ware: Die Musik Johann Friedrich Faschs hat einen ganz besonderen, eleganten, lichten Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Dafür mitverantwortlich sind bei dieser Aufnahme die vorzüglichen Interpreten. Markus Uhl leitet das Barockensemble L'arpa festante federnd und mit leichter Hand, stets am Puls historischer Aufführungspraxis. Keine Sekunde Langeweile kommt bei dem auf, was er und ein herrlich singendes Solistenquartett mühelos in den Raum zaubern.
Vor allem der wunderbare Tenor Georg Poplutz ist ein Ereignis und scheint, was Differenzierungsfähigkeit und Stimmkultur anbelangt, unendliche Möglichkeiten zu haben. Ihm könnte man stundenlang zuhören.
Ob Johann August von Anhalt Zerbst das wohlklingende Präsent gnädig goutierte, wissen wir heute nicht mehr. Gehen wir einfach mal davon aus und schließen uns untertänigst und leicht nachträglich den Glückwünschen an: Happy Birthday, Durchlaucht!
Johann Friedrich Fasch
L'arpa festante
Markus Uhl, Leitung
Label: Christophorus
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. November 2024, 12.30 Uhr auf BR-KLASSIK