Vor 300 Jahren trat Johann Friedrich Fasch seine Stelle als Hofkapellmeister in Zerbst an. Dort schuf er in 36 Jahren ein großartiges Werk. Das belgische Originalklangensemble Musica Gloria präsentiert Faschs sehr schöne Oboenmusik.
Bildquelle: © Pan Classics
Fast 200 Jahre lang war Zerbst in der Nähe von Magdeburg die Residenz des Fürstentums Anhalt-Zerbst. Und das durchaus mit internationalem Einfluss. Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst etwa bestieg sogar als Katharina die Große den Zarenthron. Und das Zerbster Schloss, dass durch die Bombenangriffe der Amerikaner im April 1945 zerstört wurde und heute nur noch als Ruine in der Stadt steht, war ein äußerst beeindruckender Bau. Es diente nicht nur Regierungszwecken, sondern war auch ein Musentempel, in dem viel Musik erklang. Der berühmteste Kapellmeister am Hof - und das mehr als 36 Jahre lang - war der bedeutende Barockkomponist Johann Friedrich Fasch. Anlässlich seiner Berufung im Jahr 1722, also vor genau 300 Jahren, hat jetzt das belgische Alte-Musik-Ensemble Musica Gloria eine CD mit Instrumentalmusik von Fasch am Zerbster Hof vorgelegt. Und die widmet sich hauptsächlich der Oboe.
Johann Friedrich Fasch, der 1688 in Buttelstedt bei Weimar geboren wurde, erhielt eine profunde musikalische Ausbildung bei den Thomanern in Leipzig. Früh schon komponierte er Opern für das Naumburger Opernhaus, studierte dann aber doch noch Komposition bei Christoph Graupner in Darmstadt. Nach Stationen in Gera, Greiz und Prag trat er schließlich seinen Dienst als Hofkapellmeister in Zerbst an.
Es muss Fasch dort gut gefallen haben. Denn er lehnte sogar die Einladung ab, für die frei gewordene Stelle als Thomaskantor vorzuspielen. Die bekam dann schließlich Johann Sebastian Bach. Dabei war das geforderte Arbeitspensum in Zerbst nicht unbeträchtlich. Geistliche Vokalmusik hatte Fasch ebenso regelmäßig zu liefern wie repräsentative Concerti und Kammermusik. Obwohl er selbst ein versierter Tastenspieler und Streicher war, komponierte er gerade für die Oboe wunderschöne Stücke. Die CD von Musica Gloria präsentiert sie in ihrer ganzen Vielfalt: Concerto, Ouvertüre, Lamento und Fuge.
Virtuosität und Schlichtheit, schillernde Klangfarben und gewagte harmonische Verläufe zeichnen die Oboenmusik von Johann Friedrich Fasch aus. Und Nele Vertommen, die Oboistin und Co-Leiterin von Musica Gloria, spielt diese so elegant daherkommenden, doch einen hohen Schwierigkeitsgrad aufweisenden Stücke, mit großer musikalischer Meisterschaft. Ein wirklich schönes und inniges Album mit qualitativ hochwertiger und geschmackvoller Barockmusik. Es hat eben seinen Grund, warum seit 1983 in Zerbst alle zwei Jahre die Internationalen Fasch-Festtage stattfinden.
Johann Friedrich Fasch
Musica Gloria, Nele Vertommen
Label: Pan Classics
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. August 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK