Nach dem gelungenen Debüt liefert das Ensemble La Petite Ecurie wieder zuverlässig ab. Fans des fein geblasenen Doppelrohrblatts kommen voll auf ihre Kosten, denn der Titel "no strings attached" ist Programm.
Bildquelle: Arcana
Kostprobe | 03.11.2024
No strings attached
Im Englischen meint die Wendung "no strings attached", dass man keine Bedingungen stellt oder Gegenleistungen erwartet. Das Gegenüber geht keinerlei Verpflichtungen ein. Aber so ganz ohne Erwartungshaltung geht man als Hörer an eine Neuerscheinung natürlich nicht ran. Schließlich ist das Ensemble La Petite Ecurie 2022 mit seinem Debütalbum schon überzeugend in Vorleistung gegangen. Aber auch beim zweiten Streich kommen die Fans des fein geblasenen Doppelrohrblatts ganz auf ihre Kosten: La Petite Ecurie liefert wieder zuverlässig ab. Und der charmante Albumstitel darf natürlich auch ganz wörtlich genommen werden: no strings attached – hier wird nicht gezupft oder gestrichen, sondern geblasen. Nur dekoratives Schlagwerk ist hie und da dem feinen Holzbläser-Sound beigemischt. Der klingt immer schlank und elegant und dabei nie flach. Genussvoll und gewohnt virtuos stürzt sich das Ensemble in das barocke Repertoire. Immer stilsicher, bisweilen lyrisch, manchmal schwungvoll-musikantisch.
Dass man mit drei Oboen und Fagott angewiesen ist auf Arrangements, liegt in der Natur der Sache. Aber das ist (und war auch in der Barockzeit) kein Problem. Die Streichkonzerte der Herren Vivaldi, Händel und Co wurden schon zu Lebzeiten in Bläserarrangements gepackt. Das Ensemble kann daher teilweise auch auf zeitgenössische Arrangements zurückgreifen. Reinhard Keisers Suite für Doppelrohrblattensemble ist so ein Beispiel. Sie ist Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden und für diese CD erstmals eingespielt worden.
Wer noch tiefer abtauchen will in die barocke Bläserpracht, dem sei der Booklet-Text ans Herz gelegt. Die frei erdachten Memoiren des keineswegs fiktiven, sondern historisch verbürgten Komponisten Johann Christian Schieferdecker liefern illustrativen Kontext zur Musik. Und durch die Blume dieser hypothetischen Tagebucheinträge lässt sich auch manch freche Spitze an die Kolleginnen und Kollegen vom streichenden Fach unterbringen. Natürlich ganz fiktiv:
Geiger werden strukturell überbewertet. Einer allein ist nie genug. Des Weiteren sind ihre Instrumente nicht wetterbeständig. Deshalb habe ich mich für folgende Lösung entschieden: Ich komponiere Musik, bei der Streicher gerne auch mitspielen können. Und wenn nicht, fehlen sie eigentlich keinem. No strings attached.
La Petite Ecurie
Label: Arcana
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 3. November 2024, 12.30 Uhr auf BR-KLASSIK