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Kostprobe | 01.12.2024 Neue Kleider für Orlando

Ein Porträt von Orlando di Lasso – aber kein gewöhnliches. Das Ensemble La Tempête instrumentiert die subtile Vokalpolyphonie mit einem weit gespannten Instrumentarium. Die Grenze zur Jetztzeit wird durchlässig.

Bildquelle: Alpha Classics

So haben Sie "La Cortesia" von Orlando di Lasso wohl noch nicht gehört. Über diese CD lässt sich trefflich streiten. Denn wie Simon-Pierre Bestion mit seinem Ensemble La Tempête mit der Musik von Orlando di Lasso verfährt, ist durchaus fragwürdig und hat mit einer historisch korrekten Musikauffassung nur bedingt etwas zu tun. Dabei stehen weite Teile der Einspielung in dieser Hinsicht auf einem soliden Fundament.

Alte plus neue Instrumente

Simon-Pierre Bestion beweist einmal mehr seine Fähigkeit, den Kern der Musik zu erfassen und ihn dann kreativ zu verwandeln. Das sind in diesem Falle die sehr freien Arrangements, die auch vor Instrumenten des 20. Jahrhunderts keinen Halt machen. Zu einem Originalklangensemble und den überzeugend agierenden Sängerinnen und Sängern, gesellen sich Schlagzeug und Saxophon, ein Duduk und eine Walisische Tripelharfe sind mit dabei, und Simon-Pierre Bestion selber spielt neben Orgel auch Klavier, Fender Rhodes und Synthesizer.

Pop contra Polyphonie

Die Idee dahinter ist, einen Gegenwartsbezug herzustellen, indem Klänge kreiert werden, die dem 16. Jahrhundert deutlich fern sind. Vielleicht erklärt sich dieser Ansatz auch daraus, dass die CD aus einem Filmprojekt entstanden ist, einer Biografie von Orlando di Lasso, zu der Simon-Pierre Bestion den Soundtrack beigesteuert hat. Die Künstlerpersönlichkeit von Orlando di Lasso soll greifbar werden, auch für ein Publikum, das mit ihm nicht viel anfangen kann, vielleicht sogar den Namen noch nie gehört hat.

Gewagtes Experiment

Dort, wo das Konzept aufgeht, vermittelt sich eine Frische, die den Blickwinkel auf die Musik von Orlando di Lasso durchaus um eine ungewöhnliche Variante bereichern kann. Allerdings widersprechen die stellenweise wie in einem Popsong unterlegten Rhythmen zutiefst dem eigentlichen Wesen der Renaissancepolyphonie. Der Eindruck bleibt zwiespältig.

Orlando – A Melancholic Portrait

La Tempête
Leitung: Simon-Pierre Bestion
Label: Alpha Classics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. Dezember 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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