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Kostprobe | 04.07.2021 Praetorius tanzt

Stillsitzen unmöglich! Die Capella de la Torre mit schwungvoller und mitreißender Tanzmusik von Michael Praetorius und französischen Renaissance-Komponisten. Eine CD, die den Tanz und seine Körperlichkeit wirklich ernst nimmt.

Bildquelle: © deutsche harmonia mundi

Der Tanz gehört zu den ureigenen Ausdrucksformen des Menschen: eine Synthese aus Klang und Körperlichkeit - mit Wurzeln in rituellen Praktiken vorgeschichtlicher Zeiten. Die Capella de la Torre hat eine neue CD mit Tanzmusik von Michael Praetorius aus der Zeit um 1600 herausgebracht - und auch wenn die optische Komponente des Tanzes auf dem Tonträger fehlt, spielt er in jeder Note die Hauptrolle.

Terpsichore, die Muse des Tanzes

Die Schalmeispielerin Katharina Bäuml und ihr Ensemble nehmen den Tanz wirklich ernst, seine imaginären Schrittfolgen und Choreografien geben die musikalischen Parameter wie Tempo oder Phrasierung vor. Die Interpretation ergibt sich zu einem wesentlichen Teil aus den Erfordernissen der Tänzerinnen und Tänzer. Die sind zwar nicht auf der CD zu hören, aber waren entscheidend an ihrem Entstehungsprozess beteiligt. Denn historischer Tanz ist ihr Spezialgebiet: Marie-Claire Bär-Le Corre, Susanna Curtis und Pierre-François Dollé. Sie rekonstruierten anhand von historischen Aufzeichnungen, wie die Tänze am Hof von Wolfenbüttel zelebriert worden sind. Dort war Michael Praetorius als Kapellmeister angestellt und veröffentlichte 1612 französische Tänze und Lieder unter dem Titel "Terpsichore", benannt nach der altgriechischen Muse des Tanzes.

In zahlreichen Proben haben Tänzerinnen und Musiker die Stücke aus "Terpsichore" gemeinsam erarbeitet, so dass die Capella de la Torre bei der CD-Aufnahme die Choreographien stets mitgedacht und musikalisch nachvollzogen hat.

Musik von gestern für Leute von heute

Aber der Blick von Katharina Bäuml und ihrer Capella richtet sich nicht nur gut vierhundert Jahre zurück, sondern auch ins Jetzt. Diese Tänze sind keine archäologischen Funde aus untergegangenen Zeiten. Nein, die musikalische Sprache ist uns vertraut, etliche Melodie-Formeln oder Muster jener Zeit haben es bis in die Popmusik geschafft. Etwa ostinate Bässe wie im Ballett der Amazonen: Gespielt auf der Basslaute mit Tonabnehmer im Stil eines E-Basses wird die Aktualität der Renaissance-Tänze verblüffend deutlich. Eine weitere Parallele zu unserer Popmusik: Singen und Tanzen gehören zusammen, wie die französischen Chansons auf der CD mit Sopranistin Margaret Hunter zeigen. "Praetorius dances" - "Praetorius tanzt" lautet der Titel der CD. Und es fällt schwer, die Füße beim Anhören still zu halten.

Praetorius dances

Werke von Michael Praetorius, Pierre Guédron, Clement Janequin u.a.
Margaret Hunter, Sopran
Capella de la Torre, Leitung: Katharina Bäuml
Label: deutsche harmonia mundi, in Co-Produktion mit BR-KLASSIK Franken

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 4. Juli 2021, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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