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Kostprobe | 30.06.2024 Auf Renaissance-Reise

Sommerzeit, Reisezeit. Das Flötenensemble Les Joueurs de Traverse liefert den Soundtrack dazu: Das Album Traveling Songs nimmt uns mit auf eine musikalische Reise in die Renaissance.

CD-Cover: Traveling Songs | Bildquelle: Incises

Bildquelle: Incises

Es ist eine Reise im doppelten Sinne, die Les Joueurs de Traverse auf ihrem neuen Album unternehmen: Zum einen reisen sie mit uns einmal quer durch das Europa der Renaissance mit Gassenhauern der damaligen Zeit aus verschiedenen Ländern: Fortuna desperata ist dabei, Une jeune fillette und auch Dowlands Lacrimae aka Flow my tears darf auf einer Flöten-CD nicht fehlen. Andererseits zeigen die Musikerinnen und Musiker aber auch die Reisen, auf die sich die Musikstücke selbst gemacht haben. Ihre Transformationen, wenn sie sich in den Bearbeitungen der damaligen Zeit verändert haben. Schon bestehende Stücke in neue musikalische Verpackungen zu stecken, war damals nämlich gang und gäbe. Das französische Volkslied Une jeune filette wird zum Beispiel in der Version William Byrd zur Queenes Alman.

Ein Fest für Querflötenfans

Nun sind Flötenensembles in der Renaissance-Musik keine Seltenheit, aber meistens handelt es sich dabei um Blockflöten. Bei den Joueurs de Traverse dagegen ist der Name Programm: sie sind ein reines Querflötenensemble. Die besonderen Renaissance-Instrumente mit nur sechs Grifflöchern, einem kleineren Mundstück als die späteren Exemplare und einer durchaus anspruchsvollen Intonation hört man nicht allzu oft im kompletten Satz. Hier wird das Ensemble außerdem verstärkt von Marc Maullion, Gesang und Christian Rivet an der Laute. Für die CD-Aufnahmen hat Ensemblemitglied und Instrumentenmacher Sébastien Villoing extra zwei ganze Flötensätze in unterschiedlichen Stimmungen angefertigt. Dank des detaillierten Booklets lässt sich genau nachvollziehen, welches Instrument in den einzelnen Stücken verwendet wurde. Ein Fest für Traversflöten-Fans: Klingt die 392 Hz-Stimmung wärmer als die 415er? Ich finde ja. Kommt die Schärfe der höheren Stimmung bei Dowlands Lacrimae in der Van Eyck'schen Bearbeitung besser heraus oder doch im Original? Ich bin unentschieden. Kenner können sich hier im Detail verlieren.

Das sachte Geräusch der Finger auf den Grifflöchern

Besondere Details, nämlich das sachte Geräusch, das die Fingerkuppen beim Abdecken der Grifflöcher machen, hört man bei den solistischen Stücken. Vielleicht nicht gerade bei 130 km/h auf der Autobahn auf dem Weg in den Sommerurlaub. Es braucht schon ein bisschen Muse beim Hören dieser Traveling Songs. Aber die Reise, auf die uns Les Joueurs de Traverse mitnehmen, lohnt sich!

Traveling Songs

Giles Farnaby, John Dowland, Ludwig Senfl, Jakob Van Eyck, Josquin de Prés, Eustache Du Caurroy, William Byrd, Elway Bevin, Michael Praetorius, Girolamo Frescobaldi, Antoine Busnois, Thomas Ravenscroft, Clement Woodcock, Jehan Chardavoine
Marc Mauillon (Gesang), Christian Rivet (Laute), Les Joueurs de Traverse
Label: Incises

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 30. Juni 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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