Seine Flötenschule gilt neben den Werken von L. Mozart und C. Ph. E. Bach als wichtigste deutsche Instrumentalschule des 18. Jahrhunderts. Zu Berühmtheit gelangte er als Lehrer Friedrichs II., den er sogar kritisieren durfte.
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Was Jean-Baptiste Lully für den Sonnenkönig von Versailles das war Johann Joachim Quantz für den Preußenkönig in Sanssouci. Doch während der französische Ludwig mit seinem Lieblingskomponisten tanzte, spielte der musisch veranlagte Friedrich II. zusammen mit Quantz Flötenduette.
Die Querflöte kam zu Beginn des 18.Jahrhunderts in deutschen Landen groß in Mode. Quantz nutzte diese Welle des Interesses und nahm Unterricht beim ersten Flötisten der Dresdner Hofkapelle. Und dies, obwohl der aus dem Kurfürstentum Hannover stammende Quantz als ausgebildeter Stadtpfeifer bereits etliche Instrumente beherrschte. Zunächst war er in Dresden als Oboist in der Kapelle Augusts II. tätig, doch der aufstrebende Musiker erkannte die Marktlücke und schickte sich an, neben seinen spielerischen Fähigkeiten auf der Querflöte auch jene als Komponist zu vervollkommnen. Eine dreijährige Studienreise führte ihn nach Wien, Rom, Neapel, Venedig, Paris und London. Händel soll ihn sogar gedrängt haben, in London zu bleiben. Doch schon früh erkannte Quantz für sich
"Dresden, oder Berlin waren die Oerter, wo ich mit der Zeit meinen Aufenthalt zu finden wünschete: weil ich dort viel mehr Schönes von Musik hören, und viel mehr lernen zu können glaubte."
aus: "Herrn Johann Joachim Quantzens Lebenslauf, von ihm selbst entworfen", 1755
1727 kehrte Quantz als berühmter Flötenvirtuose zurück nach Dresden. Ein Jahr später lernte er den 16-jährigen Kronprinzen Friedrich von Preußen kennen. Der Thronfolger wünschte sich Quantz als Flötenlehrer. Er versuchte, ihn von August abzuwerben, doch dieser lehnte ab, woraufhin Quantz "alle Jahre zweymal nach Berlin, Ruppin oder Reinsberg kommen" musste.
Erst als Friedrich II. 1741 den Thron bestieg, schaffte er es, Quantz als Kammermusicus und Hofkomponist nach Berlin zu holen. Er sollte diese Stellung mehr als 30 Jahre bis zu seinem Tode beibehalten. Quantz war ausschließlich für das private Musizieren des Königs zuständig. Täglich erteilte er im Unterricht, wobei es ihm sogar gestattet war, diesen zu kritisieren. Er leitete Hauskonzerte und komponierte. Außerdem baute er Querflöten und verbesserte sie durch Hinzufügung einer zweiten Klappe neben 320 Flötenkonzerten, 184 Sonaten und an die 60 Triosonaten hinterließ Quantz ein Flöten-Lehrbuch, das zum wichtigsten instrumentalen Lehrwerk seiner Zeit avancierte: seinen berühmten "Versuch einer Anweisung, die Flöte traversiere zu spielen".
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 4. Oktober 2010, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK