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Von ihr ist nicht einmal der Vorname überliefert, dafür jedoch ein veritabler Sex-Skandal: Mademoiselle Duval. Sie war aber vor allem eine ernstzunehmende Komponistin. Ihre Oper "Les Génies" ist nun erstmals auf CD erschienen.

Die einzige Oper der französischen Sängerin und Komponistin Mademoiselle Duval, "Les Génies", uraufgeführt 1736 in Paris, ist in einer Gesamtaufnahme beim Label "Château de Versailles Spectacles" erschienen, das seit Jahren unermüdlich vergessene Schätze des französischen Barockrepertoires herausbringt.

Unbekannt war Mademoiselle Duval trotz ihres beharrlich verschwiegenen Vornamens nicht: Es existiert ein zeitgenössisches Porträt von ihr und als Sängerin an der Académie Royale de Musique trat sie auch selbst ins Rampenlicht. Sie stammte aus der Affäre eines Erzbischofs und einer Balletttänzerin. Der Erzbischof sorgte für ihr Auskommen – mit den Probezeiten nahm sie es daher nicht immer so genau, weshalb sie 1751 von der Oper entlassen wurde.

MeToo im Barock

Mademoiselle Duval war bereits als 17-jährige Choristin an der Oper in einen Skandal verwickelt: Mehrere Damen des Ensembles tanzten nackt vor dem Operndirektor Gruer und dem Komponisten Campra, die auch ihre Finger nicht bei sich behalten konnten. Weil die Vorhänge nicht zugezogen waren, bekamen die Nachbarn alles mit und erstatteten Anzeige. Heute wäre das ein exemplarischer Fall für MeToo – einflussreiche Männer nutzen ihre Macht eiskalt aus.

Souveräne Musikerin

Fünf Jahre nach diesem Skandal war Mademoiselle Duval gerade einmal 22 Jahre alt und bekam den Auftrag, eine Oper zu komponieren. Sie war damit die zweite Frau nach Elisabeth Jacquet de la Guerre, die eine Oper in Paris auf die Bühne brachte. Die insgesamt neun Aufführungen waren nach damaligen Maßstäben sogar ein beachtlicher Erfolg. Am meisten staunte das Publikum darüber, wie diese zweiundzwanzig Jahre junge Frau während der kompletten Aufführung selbst am Cembalo den Basso continuo anführte – und das vollkommen souverän und ohne Unsicherheiten.

Aus dem Archiv auf die Bühne

Die Handlung der Ballettoper über die Genien, einer Art Naturgeister der altrömischen Religion, ist nicht so wichtig, umso mehr die Tänze. Sie sind die Würze des Werks und vom Ensemble Il Caravaggio ungemein farbenfroh und ausgelassen musiziert. Im Archiv des Centre de musique baroque de Versailles entdeckte Camille Delaforge die Oper von Mademoiselle Duval und war sofort gefesselt. Dieses Feuer ist hörbar übergesprungen auf die herausragende Solistenriege um Marie Perbost und Florie Valiquette sowie das Ensemble Il Caravaggio – das Camille Delaforge wie einst Mademoiselle Duval vom Cembalo aus anführt.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 18. Februar 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK