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Johann David Heinichen Komponist und Musiktheoretiker der Barockzeit

Johann David Heinichen zählte neben Händel und Hasse zu den drei großen Hs der Barockmusik. Dann geriet er in Vergessenheit. Doch seine Kirchenmusik und seine italienischen Kantaten sind immer noch hörenswert. Und seine farbigen Concerti sind geradezu wegweisend.

Bildquelle: © gemeinfrei

Zu Lebzeiten war der königlich-polnische und kurfürstlich-sächsische Kapellmeister Johann David Heinichen ein berühmter Mann. Der Musikschriftsteller Johann Mattheson war so überzeugt von Heinichens Können, dass er ihn neben Händel und Hasse zu den drei großen Hs der deutschen Musik zählte. Und der britische Musikreisende Charles Burney bezeichnete Heinichen als "den Rameau der deutschen Musik". Dass sein Stern so schnell wieder verblasste und er heute zu den wenig beachteten Kleinmeistern der Bach-Zeit zählt, dürfte zwei Gründe haben. Zum einen starb Heinichen nach langer Leidenszeit relativ früh mit 46 Jahren an der Schwindsucht. Zum anderen wurde keine seiner Kompositionen zu Lebzeiten gedruckt. Dazu kam, dass etliche seiner Werke, die in der Sächsischen Landesbibliothek lagerten, bei der Bombardierung Dresdens im 2. Weltkrieg vernichtet wurden.

Der Nachwelt am bekanntesten war Johann David Heinichen lange Zeit als Musiktheoretiker. In seinem Traktat über das Generalbassspielen von 1711 beschrieb er als einer der ersten den Quintenzirkel mit den parallelen Dur- und Molltonarten. Und sein umfangreiches Buch "Der General-Bass in der Composition" von 1728 gehört zu den wichtigsten musiktheoretischen Schriften des 18. Jahrhunderts.

Kapellmeister in Dresden

Doch auch sein kompositorisches Schaffen kann sich sehen und hören lassen. Als Thomaner in Leipzig erhielt Heinichen eine hervorragende musikalische Ausbildung. Später leitete er dort das Collegium Musicum und komponierte Opern für das Leipziger Opernhaus. Sieben Jahre verbrachte Heinichen in Italien und war neben Händel einer der ersten deutschen Komponisten, der dort mit italienischen Opern und Kantaten Erfolge feiern konnte. In Venedig wurde auch der sächsische Kronprinz auf Heinichen aufmerksam und engagierte ihn im Namen seines Vaters, August des Starken, als Kapellmeister nach Dresden. Dort war er aber nicht für die Opern zuständig, sondern für die katholische Kirchenmusik - obwohl er Protestant war. Für die prachtvollen Hofgottesdienste schuf er zahlreiche Messen, Hymnen, Psalmen und Oratorien.

Wegbereiter der Vorklassik

Heinichens größte Bedeutung als Komponist liegt aber sicherlich in der Instrumentalmusik, die stark von Vivaldi beeinflusst wurde, den er in Venedig persönlich kennengelernt hatte. Seine Kammermusik und mehr noch seine Concerti für die verschiedensten Soloinstrumente bestechen durch Klangvielfalt, Virtuosität und Farbenreichtum. Dass Johann David Heinichen als Verfechter des galanten Stils heute als Wegbereiter der Vorklassik gilt, ist vor allem Reinhard Goebel und seiner Musica Antiqua Köln zu verdanken. Goebel trug seit den 90er Jahren durch Konzerte und CD-Aufnahmen maßgeblich zur Wiederentdeckung Heinichens bei.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 31. Juli 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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