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Johann Mattheson Tausendsassa aus Hamburg

Dank Johann Matthesons Schriften sind wir recht gut informiert über das Musikleben in Deutschland in der Barockzeit. Doch er war noch so viel mehr: Komponist, Sänger, Diplomat, Sekretär – und ein Zeitgenosse von Händel.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Dem Namen Johann Mattheson begegnen wir in zwei Anekdoten aus Händels Anfangszeit in Hamburg: die berühmte Reise zu Dietrich Buxtehude machen Händel und Mattheson gemeinsam. Es geht um die Nachfolge von Buxtehude, doch keiner der beiden nimmt die Organistenstelle schließlich an, denn keiner will Buxtehudes Tochter heiraten; das ist aber Pflicht bei Antritt der Stelle. Und dann das Duell zwischen Händel und Mattheson, das die beiden nach einem Streit in der Gänsemarktoper austragen.

MATTHESON UND HÄNDEL

Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson – zwei hochbegabte junge Musiker, die an derselben Oper tätig sind. Händel wird später in Italien und England leben und einer der wichtigsten Komponisten seiner Zeit werden. Matthesons Leben dagegen wird deutlich anders verlaufen.

Geboren wird Johann Mattheson am 28.September 1681 in Hamburg, wo ihm seine Eltern eine umfassende Ausbildung ermöglichen: er erhält Unterricht in Musik: spielt Cembalo, singt und lernt das Kompositionshandwerk. Griechisch und Latein; Fechten, Reiten und Tanzen stehen auf seinem Stundenplan. Außerdem wird er in die Rechtswissenschaft eingeführt.

DAS ERSTE DEUTSCHE OPERNHAUS

Kurz vor seiner Geburt hat in Hamburg die "Oper am Gänsemarkt" eröffnet. In diesem Opernhaus, in dem gut 2.000 Zuschauer Platz finden, wird die in Deutschland brandneue Gattung der Oper gefeiert. Als neunjähriger Knabe singt Mattheson hier seine erste Nebenrolle, als 17-Jähriger die erste Hauptrolle. Kurz darauf die erste Hauptrolle in einer von ihm selbst komponierten Oper.

Einen steilen Karrierebeginn legt er da hin, doch mit Mitte 20 verlässt er die Oper am Gänsemarkt. Auch andere ehrvolle und lukrative Stellenangebote lehnt er ab. Es dürfte zwei Gründe dafür geben: erstens die Rivalität mit und spätere Kapitulation vor Händel und zweitens, wohl der gewichtigere Grund: seine beginnende Schwerhörigkeit, die schließlich zur völligen Taubheit wird. Die Musik wird ihn trotzdem weiterhin begleiten, im Nebenberuf. Er komponiert, er spielt Orgel, er dirigiert. Er prägt das Hamburger Musikleben, so singen unter seiner Leitung erstmals Frauen in einer Hamburger Kirche.

BEDEUTENDE SCHRIFTEN

Sein Hauptberuf heißt nun aber: Sekretär des englischen Gesandten John Wich, später dann wird er Diplomat. Und noch einen weiteren Nebenberuf übt er neuerdings aus: er widmet sich der Schriftstellerei. Seine Themen sind die Politik und – natürlich – die Musik.

Johann Mattheson verdanken wir etliche musiktheoretische Schriften wie "Das Neu- Eröffnete Orchestre" oder die "Grundlage einer Ehrenpforte". Hier versammelt Mattheson die Biographien von knapp 150 Musikern, von seinen Zeitgenossen, aber auch von Musikern vergangener Zeit. Als sein Hauptwerk dürfen wir den "Vollkommenen Capellmeister" ansehen, veröffentlicht 1739. Darin schreibt er über Tonarten, Klänge, über die Direktion eines Orchesters oder die musikalische Mathematik. Ein umfassendes, wichtiges Werk, das mit folgender klugen wie allgemeingültigen Einsicht endet:

"Ein Mensch, wenn er gleich sein bestes gethan hat, so ists doch kaum angefangen; und wenn er meinet, er habe es vollendet, so fehlet es noch weit." Johann Mattheson

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 20. April 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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