Nicht erst mit der Elphi ist Hamburg zu einer pulsierenden Musikstadt geworden: einst wurde hier das erste öffentliche Opernhaus im deutschsprachigen Raum eröffnet – und in den Kirchen lassen sich prachtvolle Orgeln bestaunen.
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Das Musikleben Hamburgs hing schon immer stark von der finanziellen Freigiebigkeit reicher Kaufleute ab. Waren die Geldbeutel der sog. "Pfeffersäcke" in der Hansestadt weit geöffnet, konnte sich ein reichhaltiges Musikleben mit hohem Ausstrahlungsfaktor entwickeln. So wie heute der immer teurer werdende Bau der Elbphilharmonie in der Hamburger Hafencity ein Symbol des Bürgerstolzes ist, sorgte in der Barockzeit die erste deutsche Bürgeroper für ähnlich erhabene Gefühle. Am 2. Januar 1678 eröffnete das erste Opernhaus Deutschlands am Gänsemarkt und bewies, dass prunkvolles Musiktheater nicht nur Sache des reichen Hochadels war. Komponisten wie Reinhard Keiser, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann trieben die Oper zu einer frühen Blütezeit und machten Hamburg zu einem tonangebenden Musikzentrum von europäischem Rang.
Georg Philipp Telemann, der das öffentliche Musikleben der Stadt ein halbes Jahrhundert lang entscheidend mitprägte, fühlte sich wohl in Hamburg, wo
"außer den anwesenden vielen Standes-Personen, auch die ersten Männer der Stadt, ja das ganze Rats-Kollegium, sich des öffentlichen Konzerts nicht entziehen; item die vernünftigen Urteile so vieler Kenner und kluger Leute geben Gelegenheit dazu, nicht weniger die Oper, welche itzo im höchsten Flor ist." Georg Philipp Telemann
Telemann komponierte 25 Opern, gab regelmäßig öffentliche Konzerte - Hamburg gilt seit den wöchentlichen Liebhaberkonzerten im Jahr 1660 auch als Wegbereiter des modernen Konzertlebens in Deutschland - und war vor allem der Musikdirektor der fünf Hauptkirchen der Stadt.
Denn auch in der protestantischen Kirchenmusik machte sich Hamburg einen großen Namen. Johann Mattheson, Nicolaus Bruhns oder Telemanns Nachfolger Carl Philipp Emanuel Bach schufen Bedeutendes auf diesem Gebiet. Und der Orgelbauer Arp Schnitger sorgte mit seinen berühmten Instrumenten dafür, dass Hamburg auch zu einem Zentrum der Orgelkunst wurde.
Doch nicht immer erkannte die Stadt die Größe der Musiker, die in ihr wirken wollten. Für das Organistenamt in St. Jacobi, wo noch heute die 320 Jahre alte Schnitger-Orgel zu hören ist, bewarb sich 1720 kein geringerer als Johann Sebastian Bach. Doch weil der den großen Geldbetrag nicht auftreiben konnte, den er für seine Berufung in die Kirchenkasse hätte zahlen müssen, scheiterte die Bewerbung. Das regte den Hamburger Pastor Erdmann Neumeister so auf, dass er predigte:
"Ich glaube ganz gewiss, wenn auch einer von den Bethlehemitischen Engeln vom Himmel käme, der göttlich spielte, und wollte Organist zu St. Jacobi werden, hätte aber kein Geld, so möge er nur wieder davon fliegen." Pastor Erdmann Neumeister
Dass in der Hansestadt auch Felix Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms geboren wurden, Gustav Mahler der Durchbruch zum international anerkannten Dirigenten gelang und die Beatles auf der Reeperbahn ihre Weltkarriere starteten, zeigt, dass Hamburg bis heute eine lebendige Musikstadt geblieben ist.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 22. Juli 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK