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Ludwig XIV. Französischer König

Was würde alles fehlen, wenn Ludwig XIV. nicht jahrzehntelang die Musik geliebt und gefördert hätte? Ihm verdanken wir nicht nur eines der prachtvollsten Schlösser, sondern ebensolche Musik – Oper, Ballett und geistliche Werke.

König Ludwig XIV. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Ludwig XIV. war der König der Superlative. Inbegriff des absoluten Monarchen, der nach der Maxime "L'État c’est moi – Der Staat bin ich" herrschte. Er schaltete die Opposition aus, führte zahlreiche Kriege, förderte Wirtschaft und Künste und entfaltete mit dem Riesenschloss Versailles einen Prunk, der seinesgleichen suchte. Und das alles 72 Jahre lang. Kein anderes Staatsoberhaupt in der Geschichte Europas regierte länger und prächtiger als Louis XIV.

MUSIK FÜR DEN KÖNIG

Dabei stand die Musik ganz oben. Dem König diente sie nicht nur als Klangkulisse bei festlichen Banketten. Er setzte sie bewusst zur Selbstdarstellung ein, um seine absolute Macht zu demonstrieren. Kein Monarch beschäftigte so viele und so gute Musiker wie er. Damit er nur die besten Musiker für seine Eliteorchester bekam, veranstaltete Ludwig XIV. – 350 Jahre vor den Castingshows von Dieter Bohlen – aufwändige Vorspiel-Wettbewerbe. Nur wurden die Sieger natürlich nicht vom Publikum, sondern vom Monarchen selbst ausgewählt, denn der verstand viel von Musik und galt als hervorragender Tänzer.

TANZ MIT LULLY

Weil der König tanzen wollte, berief er den ehemaligen Küchenjungen und Musikpagen Jean-Baptiste Lully zu seinem Hofkomponisten. Das musikalische Multitalent Lully – selbst ein begabter Tänzer – schrieb eine Vielzahl pompöser Ballette, in denen der König und er häufig die Hauptrollen tanzten. Doch waren diese Ballets du roi mit ihren Zwischenspielen, Pantomimen, Rezitationen, Gesängen und Tänzen keine vertraulichen pas de deux mit dem Monarchen. Louis XIV. forderte Verherrlichung. In seinem allegorischen Ballet de la nuit ließ Lully den prachtvoll kostümierten König deshalb die Rolle der Sonne übernehmen, den alle anderen Tänzer als Planeten zu umkreisen hatten. Daher der Begriff Sonnenkönig.

KOMÖDIE MIT MOLIÈRE

Lully prägte die Hofmusik Frankreichs wie kein anderer. Neben den königlichen Balletten mit ihren Französischen Ouvertüren – das waren Vorläufer der Programmouvertüre in der klassischen Zeit – kreierte er zusammen mit Molière die neue Form der Comédie ballets. Diese komödiantische Mischung aus Gesang, Tanz und Theater hatte durchaus etwas Musicalhaftes. Am bedeutendsten aber war Lullys Schöpfung der nationalfranzösischen Oper. Sein Gegenstück zur italienischen Oper nannte sich Tragédie lyrique, behandelte edle Empfindungen und erhabene Inhalte und legte Wert auf dichterische Libretti, die der Musik ebenbürtig waren.

KAMMERMUSIK MIT COUPERIN

In den späteren Jahren von Ludwig XIV., als der König schon lange nicht mehr tanzte und die Zeit der rauschenden Bälle vorbei war, wurde Francois Couperin sein bevorzugter Komponist und Musiker. Als Organist der königlichen Kapelle schuf Couperin zahlreiche kleine Motetten, Messen und Psalmen. Und jeden Sonntagnachmittag unterhielt Couperin den greisen Monarchen mit königlichen Kammerkonzerten, bei denen er oft selbst das Cembalo spielte. Diese unterhaltsamen und dennoch tiefgründigen Concerts royaux waren die letzte Musik, die der Sonnenkönig beförderte.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. April 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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