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Trobairitz Sängerinnen und Dichterinnen

Trobairitz, von okzitanisch "trobar: finden, erfinden", weibliche Form von Trobadour. Singer-Songwriterinnen des 12. und 13. Jahrhunderts in Okzitanien, dem heutigen Südfrankreich. Bekannteste Vertreterin: Beatriz de Dia.

Bildquelle: Französische Nationalbibliothek, public domain

Stichwort | 10.03.2024

Trobairitz

Mein, edler, lieber, guter Freund,
Wann werde ich Macht über Euch gewinnen
Und mit Euch schlafen eines Nachts,
Und Euch voller Liebe küssen?
Wisset, dass ich große Lust hätte,
Euch anstelle des Ehemanns zu umarmen,
Wenn Ihr mir nur zuvor versprochen hättet,
Alles zu tun, was ich mir wünschte.
Beatriz de Dia.

Es geht zur Sache in den Texten der Trobairitz, dieser Sängerinnen und Dichterinnen des okzitanischen Mittelalters. Wie ihre männlichen Kollegen verfassten die Trobairitz Liebeslieder und huldigten damit dem reinen Ideal der "fin'amor", der höfischen Liebe. Im deutschsprachigen Raum kennen wir das in ähnlicher Weise vom Minnesang, der von der okzitanischen Liebeslyrik beeinflusst wurde. Dass Frauen dabei nicht nur besungen werden, sondern selber in Aktion treten, das ist damals in Okzitanien einzigartig.

Fortschrittliches Mittelalter

Der Begriff der fin' amors ist geprägt von Wertschätzung und Respekt zwischen den Geschlechtern. In den Texten der Trobairitz und Troubadoure kommt das zum Ausdruck und in ihnen spiegeln sich auch die besonderen gesellschaftliche Umstände dieses Kulturraums: In Okzitanien war die rechtliche und gesellschaftliche Position der Frauen besser als unser heutiges Mittelalter-Bild vielleicht vermuten lässt. Allerdings galt dies nur für einen privilegierten Kreis, nämliche adelige Frauen und für einen begrenzten Zeitraum, nämlich das Hochmittelalter, also zwischen der Mitte des 11. und der Mitte des 13. Jahrhunderts.

Dünne Überlieferung

450 Autoren der altokzitanischen Lyrik sind uns namentlich bekannt. Fünf Prozent davon sind Frauen. Und der Trichter wird noch enger: Von den Liedern wiederum, die auf diese rund 20 Trobairitz zurückgehen, ist nur ein einziges mit Musik überliefert: "A chantar", eine Kanzone von Beatriz de Dia, ein klassisches Liebeslied einer unglücklich verliebten Frau. "Aber auch ein klassisches Trobairitz-Lied," sagt die Romanistin Angelica Rieger: "weil diese Frau meint, dass ihr Unrecht beschert wird, weil sie nämlich eigentlich eine sehr liebenswerte Frau wäre und der Geliebte eigentliche Interesse daran haben müsste, sich für sie zu interessieren und ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Es spricht also aus diesem Gedicht ein gewisses Selbstvertrauen und die Idee, dass die Perspektive der dichtenden Frau eben nicht die der Unterworfenen ist, sondern die der Liebenden, die sagt: des versteh ich jetzt überhaupt nicht, warum du dich nicht für mich interessierst."

Okzitanien und der Norden

Das heutige Frankreich war im Mittelalter im Wesentlichen zweigeteilt. Der Norden war das Gebiet der sogenannten langue d'oeil, Vorläuferin des heutigen Französisch, der Süden dagegen der "langue d'oc", des Okzitanischen. Im Zuge von Eroberungsfeldzügen aus dem Norden wurde die okzitanische Sprache und Kultur immer weiter zurückgedrängt. Das bedeutete letztlich auch den Untergang für die Liebeslyrik der Trobairitz.

Inhaltlich vielschichtig

Die Themen, die die Trobairitz in ihren Liedern behandelten, waren vielfältig: Sie schrieben politische Lieder, diskutierten in ihren Texten die Vor- und Nachteile der Muttschaft oder besangen die körperlichen Vorzüge ihres Liebhabers. Wie wörtlich diese Liebeslieder zu verstehen sind, das bleibt letztlich unserer eigenen Interpretation zu überlassen.

Es ist wie im wirklichen Leben, das ist tausendmal symbolisch gemeint. Und es ist vielleicht einmal nicht symbolisch gemeint.
Angelica Rieger

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. März 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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