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09. November 1881 – Brahms spielt eine Uraufführung Begeisterung für das Zweite Klavierkonzert

Budapest, 9. November 1881: Johannes Brahms spielt die Uraufführung seines 2. Klavierkonzerts. Das Werk gehört zu den längsten Klavierkonzerten überhaupt. Während das 1. Klavierkonzert bei der Uraufführung durchgefallen war, zeigte sich das Publikum nun begeistert. Brahms war mittlerweile weltberühmt. Der Komponist saß selbst am Flügel: Er muss sehr große Hände und gelenkige Finger gehabt haben, denn das Konzert fordert den Solisten quasi vom ersten bis zum letzten Takt.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Erzählen will ich, dass ich ein ganz ein kleines Klavierkonzert geschrieben mit einem ganz einem kleinen zarten Scherzo." Brahms hatte manchmal einen etwas eigenwilligen Humor. Das zarte Scherzolein entpuppt sich gewaltiges symphonisches Drama, und das süße, kleine Klavierkonzertchen ist in Wirklichkeit eines der längsten des Repertoires. Überhaupt: ein viersätziges Solokonzert mit Scherzo, schon das ist ziemlich ungewöhnlich.

Gefordert sind große Hände

Brahms' Erstes Klavierkonzert war seinerzeit durchgefallen. Damals war Brahms 25, und das Publikum hatte vor allem wirkungsvolle pianistische Zirkusnummern erwartet. Der junge Brahms hatte stattdessen ein Konzert aus dem strengen Geist der Symphonie geboten – ohne jede Konzession an den Publikumsgeschmack. In seinem Zweiten Konzert blieb sich Brahms darin absolut treu – doch diesmal war das Publikum hin und weg vor Begeisterung. Das lag zum einen schlicht daran, dass Brahms mittlerweile weltberühmt war. Der andere Grund für den großen Erfolg des Klavierkonzerts Nr. 2 war die neue Rollo des Solisten: Diesmal ist er fast ununterbrochen beschäftigt. Bei der umjubelten Uraufführung saß Brahms selbst am Flügel. Und daraus folgt zweierlei: Er muss sehr große Hände gehabt haben, denn der Satz ist unglaublich vollgriffig, fordert irrsinnige Spannkraft in den Fingen. Und zweitens: diese langen Finger müssen ziemlich gelenkig gewesen sein.

Eine versteckte Botschaft?

Und dann wieder gibt es plötzlich ganz intime Kammermusik. Vor allem im langsamen Satz. Das Solo-Violoncello wird zum Partner des Klaviers – und in den Klarinetten zitiert Brahms aus seinem Lied "Todessehnen". Eine versteckte Botschaft, gerichtet an einen geliebten Menschen? In jedem Fall hat Brahms damit ganz bestimmte Gedanken verbunden. Eigentlich erstaunlich, dass man noch immer auf das hartnäckige Vorurteil stößt, Brahms sei ein kühler Klassizist gewesen. Sicher, seine Musik ist auch für den Kopf ein großes Vergnügen – aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass es deswegen weniger Raum für Gefühle gäbe. Das ist ja das Schöne an der Musik: Hier muss es keinen Widerspruch geben zwischen Hirn und Herz. Brahms Zweites Klavierkonzert beweist es.

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Brahms: Klavierkonzert Nr. 2 | Igor Levit & Alan Gilbert | SHMF 2022 | NDR Elbphilharmonie Orchester | Bildquelle: NDR Klassik (via YouTube)

Brahms: Klavierkonzert Nr. 2 | Igor Levit & Alan Gilbert | SHMF 2022 | NDR Elbphilharmonie Orchester

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Sendung: "Allegro" am 09. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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