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25. März 1918 – Claude Debussy stirbt Eine Zigarette als letzter Trost

Paris, 25. März 1918. Der Komponist Claude Debussy stirbt. Vor zwei Tagen hat der Krieg doch noch die französische Hauptstadt erreicht. Lange hat man sich sicher gefühlt. Und dann stürzen plötzlich Dutzende schwerer deutscher Granaten vom Himmel. Panik bricht aus. In seinem Haus in der Avenue du Bois de Boulogne Nr. 80 hat der Komponist Claude Debussy nicht mehr die Kraft aufzustehen, um im Keller Schutz zu suchen.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Debussys Darmkrebserkrankung, vor neun Jahren diagnostiziert und nie richtig behandelt, hat sich dramatisch verschlechtert und fesselt ihn ans Bett. Unerträgliche Schmerzen quälen ihn. Er ist 55 Jahre alt, verzweifelt, aller Schaffenskraft beraubt, des Lebens müde. Doch er ist nicht allein. Seine 12-jährige Tochter Claude-Emma, genannt Chouchou, ist bei ihm. Einen Tag später, am 24. März, kommt ihn sein Verleger Jacques Durand besuchen. "Er sagte mir, dass alles vorbei sei und dass er das wisse. Als ich protestierte, gab er mir ein Zeichen, dass er mich umarmen wolle, und dann bat er mich um eine Zigarette als letzten Trost."

Der vulgäre Lärm des Kriegs

Draußen tobt der vulgäre Lärm des Kriegs – und Debussy rettet sich noch einmal in die Gegenwelt seiner Musik: in die ersterbenden Streicher-Pizzicati der "Nuages"; in die träge Mittagshitze des "Fauns"; in den sanften Abschied der Mélisande ... Der große Tisch im Arbeitszimmer seines Hauses quillt über vor Notenpapier, japanischen Schnitzereien und herrlichen Blumensträußen. Dazwischen ein paar Skizzenblätter zu einer weiteren Oper: "Der Fall des Hauses Usher" nach Edgar Allan Poe. Davon hat er, immerhin, noch den 1. Akt geschafft.

Tod in Anwesenheit der Familie

Am Vormittag des 25. März ruft der Arzt die Familie zusammen. In den Abendstunden stirbt Claude Debussy. Er möchte, das hat er verfügt, auf dem Friedhof von Passy begraben werden – "in der Gesellschaft von Bäumen und Vogelgezwitscher". Da die Familie dort keine Grabstelle besitzt, wird der Sarg vorübergehend auf den Père Lachaise gebracht. Der Trauerzug ist klein, Paris liegt noch unter Beschuss. Die Zeitungen sind voll von Kriegsmeldungen; einen angemessenen Nachruf auf den Komponisten sucht man vergeblich.

Debussys letztes Werk – die Violinsonate

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Janine Jansen - Debussy: Violin Sonata in G minor - Jean-Yves Thibaudet | Bildquelle: Passion For Violin (via YouTube)

Janine Jansen - Debussy: Violin Sonata in G minor - Jean-Yves Thibaudet

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Sendung: "Allegro" am 23. März 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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