Er war der Pelé des Tanzes – Übervirtuose und All-American Boy in Einem. Ein Kind der Goldenen Ära Hollywoods, und sicher einer der bekanntesten und glamourösesten Vertreter seiner Zunft. Am 22. Juni 1987 verstarb der Tänzer Fred Astaire in Los Angeles.
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Was heute geschah – 22. Juni 1987
Der Tänzer Fred Astaire stirbt
"The Ultimate Dancer" – steht am Tag nach Astaires Tod in der New York Times. Und sogar das Weiße Haus meldet sich zu Wort. Ein "Superstar" sei Astaire gewesen, sagt der amtierende Präsident Reagan, eine "amerikanische Legende".
Fred Astaire war sicher der berühmteste Vertreter seiner Zunft. Da konnte sogar ein Rudolf Nurejew einpacken. Und bevor Einwände kommen – natürlich war Astaire kein klassischer Tänzer. Aber auch die haben ihn bewundert. Selbst der gestrenge Ballettgroßmeister George Balanchine kam zum Schluss, Astaire sei der "großartigste Tänzer der Welt". GOAT würde man heute dazu sagen – "Greatest Of All Time".
Tanzen ist Schweißarbeit.
Zu Kopf gestiegen ist Astaire diese allseitige Verehrung nie. Auch das machte seinen Charme aus: diese vollendete Liebenswürdigkeit. Und eine jungenhafte Fröhlichkeit, die er vor und hinter der Kamera ausstrahlte. Astaire war Übervirtuose und All American Boy in Einem – trotzdem wäre er dem Film fast entgangen. Die Ohren sind zu groß, und das Kinn zu spitz, heißt es. (Tatsächlich sieht er aus wie Karl Valentin.) Man nimmt ihn dennoch. Sein Charme ist einfach überwältigend. Und singen kann er auch noch.
Tanzten nur einmal zusammen: Fred Astaire (l.) und Gene Kelly | Bildquelle: picture alliance
Mitte dreißig ist Astaire, als er seinen ersten Film dreht, "Dancing Lady" (1933), an der Seite der Hollywood-Stars Joan Crawford und Clark Gable. Ein "Late Bloomer" ist er trotzdem nicht. Über 20 Jahre auf der Bühne liegen da bereits hinter ihm. Und eine beachtliche Karriere am Broadway.
Tanzen sei Schweißarbeit, hat Fred Astaire mal in einem Life-Interview verkündet. Wahrscheinlich war dieses Selbstverständnis ein entscheidender Grund dafür, dass es bei ihm ganz und gar nicht so aussah. Astaire war Perfektionist. Übte so verbissen, dass das Ergebnis alle Übung vergessen machte.
Mit schwereloser Eleganz und wendig wie ein Flummi, tanzte sich Astaire durch über 50 Filme. Prägte vor allem die sogenannte "Goldene Ära" des Hollywood-Kinos – von den frühen 30ern bis in die späten 50er. Seine Co-Stars lesen sich wie ein Who is Who des damaligen Kinos: Ginger Rodgers, Judy Garland, Rita Hayworth, Audrey Hepburn – einmal steht er auch mit Gene Kelly vor der Kamera, dem anderen großen Leinwandtänzer seiner Zeit ("Singin' in the Rain"). Er verkörpere das Proletariat, soll Kelly mal gesagt haben, Astaire dagegen die Aristokratie.
Ein letztes Mal konnte man den tanzenden Aristokraten Astaire bei der Oscarverleihung 1970 bewundern: Da macht er's nochmal, mit über 70 Jahren, ruckelnd und zuckend, ein belackschuhter Rock'n Roller, immer noch schlank, immer noch jungenhaft. Die Einlage endet auf Knien. Der Saal liegt ihm zu Füßen.
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Fred Astaire Cuts Loose: 1970 Oscars
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Sendung: "Allegro" am 22. Juni 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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