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Was heute geschah – 27. September 1921 Der Komponist Engelbert Humperdinck stirbt

Neustrelitz, 27. September 1921. Engelbert Humperdinck stirbt. Schwerhörig war er schon lange, aber zum Schluss hat er die Welt nicht mehr verstanden. 1919, als in Berlin die Revolution ausbricht, wähnt er sich in einem Irrenhaus. Im Jahr darauf hört er Schönbergs Orchesterstücke: Musik für Verrückte, so sein Kommentar. Die Inflation mindert sein Vermögen, doch das ist dank des Erfolgs seiner Märchenoper "Hänsel und Gretel" beträchtlich: allein in den Jahren von 1900 bis 1910 hat sie ihm 10 Millionen Goldmark eingebracht.

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Für die Nachwelt blieb Humperdinck der Komponist dieses einen Stücks, der Kinder-Oper schlechthin. Seine anderen Werke, allen voran die wunderbaren "Königskinder", waren zu seinen Lebzeiten erfolgreich, im Repertoire gehalten haben sie sich nicht.

Humperdinck wird Wagners Jünger

In Siegburg wird Engelbert Humperdinck 1854 geboren. Nachdem er durchgesetzt hat, dass er Musik studieren darf, findet er schnell Förderer. Doch nicht seine konservativen Professoren verehrt er, sondern DEN MEISTER. Als glühender Wagnerianer wagt er es, während einer Italienreise sein großes Idol in dessen Sommerdomizil zu besuchen. Die erste Begegnung am 9. März 1880 trifft den schmächtigen Jüngling wie ein Blitz. Richard Wagner ist nicht nur überaus freundlich, er bittet Humperdinck sogar bald darauf, ihm bei der Niederschrift des "Parsifal" zu assistieren! Der Jünger zieht nach Bayreuth, schreibt des Meisters Noten ab und darf ihm bei der Instrumentierung zur Hand gehen. Wagner bietet ihm das Du an, nennt ihn "Hümpchen" und spielt mit ihm vierhändig. Als der Meister 1883 stirbt, wirft das Humperdinck völlig aus der Bahn: Er fühlt sich verlassen, unfertig, verwaist.

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Humperdinck: Abends wenn ich schlafen geh | Bildquelle: cheakybaby7607 (via YouTube)

Humperdinck: Abends wenn ich schlafen geh

Meisterwerk ohne Verrat an Wagner

Fast sieben Jahre lang kann er kein größeres Werk mehr schreiben. Wie könnte er, Hümpchen, es wagen, NACH den unsterblichen Werken des Meisters noch Opern zu komponieren? Doch dann bittet ihn seine Schwester, die Märchenstücke für Kinder verfasst, um Musik. Am 23. Dezember 1893 wird "Hänsel und Gretel" in Weimar uraufgeführt. Als der Vorhang fällt und das Publikum jubelt, sind nicht nur Hänsel und Gretel aus den Fängen der Knusperhexe befreit, sondern auch ihr Schöpfer aus denen seines Übervaters. Das war es, was er geben konnte – und durfte, ohne seinen Meister zu verraten.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendungen:
"Allegro" am 27. September 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Thema der Woche" in der "Mittagsmusik", ab 12:05 Uhr auf BR-KLASSIK
"con passione" am 27. September 2021 ab 19:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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