BR-KLASSIK

Inhalt

Was heute geschah – 20. April 2001 Giuseppe Sinopoli stirbt in Berlin

Berlin, 20. April 2001. Der Dirigent Giuseppe Sinopoli stirbt. Es war, als schlösse sich ein Kreis: Am Pult der Deutschen Oper Berlin begann seine Dirigentenlaufbahn 1980 mit einer sensationellen "Macbeth"-Premiere. 21 Jahre später endete sie eben dort mit seinem plötzlichen Herztod. Giuseppe Sinopoli starb 54-jährig als amtierender Chef der Sächsischen Staatskapelle und designierter Generalmusikdirektor der Semperoper.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Der Beitrag zum Anhören

Als Dirigent ging der gebürtige Venezianer aus der legendären Taktstockschmiede Hans Swarowskys hervor. Seine Interpretationen waren von akribischer Partituranalyse genauso geprägt wie von leidenschaftlichen Ausdrucksextremen. Sinopoli ging immer in die Tiefe – auch als Komponist bei den Darmstädter Ferienkursen, als promovierter Mediziner mit Schwerpunkt Psychiatrie, als passionierter Archäologe, dessen Doktorarbeit über die Palastarchitektur Mesopotamiens bereits eingereicht war. Keine intellektuellen Hobbies, sondern drei Wege zu einem Ziel: Der Erforschung der menschlichen Existenz.

Frieden – und doppelter Tod

Anfang der 90er Jahre zerbrach die Freundschaft mit dem Berliner Generalintendanten Götz Friedrich. Erst nach zehn Jahren des Schweigens wurde Frieden geschlossen und als Symbol der Versöhnung ein Berliner "Aida"-Dirigat Sinopolis am 20. April 2001 angesetzt. Als Götz Friedrich wenige Monate vorher verstarb, widmete Sinopoli ihm den Opernabend in einer Programmheftnotiz, die durch seinen eigenen Tod während der Vorstellung eine erschütternde Doppeldeutigkeit erhielt.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

R.Strauss: "Also sprach Zarathustra" / Sinopoli Staatskapelle Dresden (1998 Movie Live) | Bildquelle: 192bps Sound (via YouTube)

R.Strauss: "Also sprach Zarathustra" / Sinopoli Staatskapelle Dresden (1998 Movie Live)

Worte aus dem "Ödipus"

Dort heißt es: "Wenn Götz mich heute zum Pult begleitet, wird es mir scheinen, als wiederhole er die Worte des Ödipus von Sophokles, die er, bevor er die Szene verlässt, an die Menschen von Kolonos richtet: 'Du und diese Stadt, das Schicksal sei Euch gnädig, und im Wohlergehen erinnert Euch immer mit Freude an mich, wenn ich tot sein werde'."

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 20. April 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player