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Was heute geschah – 5. März 2016 Nikolaus Harnoncourt stirbt

St. Georgen im Attergau, 5. März 2016: Nikolaus Harnoncourt stirbt. Es war ein Abschied auf Raten. Der Großmeister der historischen Aufführungspraxis hatte sich in seinen letzten Jahren rar gemacht. Das Ende war absehbar.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Bereits 2014, nach einem Konzert bei den Salzburger Festspielen, wurde Nikolaus Harnoncourt gefragt, ob dies sein letzter Auftritt dort gewesen sei. Betretenes Schweigen in der Pressekonferenz. Noch am Vorabend hatte der 84-Jährige voller Energie und Suggestionskraft Mozart dirigiert. Und dann kam Harnoncourts Antwort: "Sprechen wir nicht von solchen Sachen. Was geht, mache ich. Und was nicht geht, mache ich nicht. Wissen Sie, es gibt ja auch ein Ende. Und ich mache ja auch noch Holzbildhauerei …"

Ungestüme "Missa solemnis"

Und Harnoncourt kehrte nach Salzburg zurück – im Sommer drauf. Gebrechlich und auf Krücken, aber mit einer packenden, ungestümen, kantigen "Missa solemnis". Und er hatte große Pläne: 2016 wollte er nochmal sämtliche Beethoven-Symphonien dirigieren, bei der Grazer "styriarte", mit seinem Concentus musicus. Doch dazu kam es nicht mehr. Der Auftritt 2015 in Salzburg blieb sein letzter.

Wir sind eine glückliche Entdeckergemeinschaft geworden
Nikolaus Harnoncourt in einem letzten Schreiben an das Publikum

Rückzug an Mozarts Todestag

Ausgerechnet an Mozarts Todestag, am 5. Dezember 2015, musste Nikolaus Harnoncourt in einem handschriftlichen Brief seinen Rückzug aus dem Musikleben verkünden: "Liebes Publikum, meine körperlichen Kräfte gebieten eine Absage meiner weiteren Pläne. Da kommen große Gedanken hoch: zwischen uns am Podium und Ihnen im Saal hat sich eine ungewöhnlich tiefe Beziehung aufgebaut – wir sind eine glückliche Entdeckergemeinschaft geworden! Da wird wohl vieles bleiben."

Nikolaus Harnoncourt im Interview

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Nikolaus Harnoncourt zu Alter und Angst in 'Harnoncourt - Eine Reise ins Ich' (2009) | Bildquelle: GoSchad (via YouTube)

Nikolaus Harnoncourt zu Alter und Angst in 'Harnoncourt - Eine Reise ins Ich' (2009)

Letzte Provokationen

Auch wenn die Kräfte langsam schwanden – für musikalische Denkanstöße blieb Harnoncourt weiterhin gut. Mit seinen letzten CD-Aufnahmen provozierte er noch einmal: Mozarts letzte drei Symphonien deklarierte er zum geheimen Instrumental-Oratorium. Und Beethovens fünfte Symphonie zerlegte er mit grimmigem Furor in ihre Einzelteile. Keine Spur von Altersmilde. Nur die bohrende Suche nach Wahrheit, mit der er verstörte, aneckte und Diskussionen entfachte wie in jungen Jahren. Der Live-Mitschnitt der "Missa solemnis" wurde schließlich zu seinem Vermächtnis: zweifelnd, ringend, suchend. Bis zum letzten Ton hat Nikolaus Harnoncourt die entscheidenden Fragen gestellt – gerade weil man über die Antworten, die er gab, streiten kann.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 5. März 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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