Mailand, 22.März 1846. Giuseppe Verdi bekommt von seinen Ärzten sechs Monate Ruhe verordnet. Zunächst war es ein akuter Magenkatarrh, ein gastrisches Fieber. Sofort verbreitete sich Theatertratsch: Jeder, der etwas erfahren hatte, erzählte es weiter, fügte etwas Neues hinzu. Das gipfelte in einer Meldung der Leipziger "Allgemeinen Musikalischen Zeitung", der 32-jährige Giuseppe Verdi sei nicht mehr am Leben.
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Der Mann, der am Ende 87 Jahre alt werden sollte, ließ im Frühjahr 1846 für sechs Monate alle Arbeit liegen, nahm seine Arzneien, machte im Sommer eine Trinkkur in Recoaro bei Vicenza. Zuvor, währenddessen und danach ging Verdi den Leuten in seinem Umfeld auf die Nerven. Er war abwechselnd lethargisch, gelangweilt – oder gereizt.
Seine Reisepläne musste Verdi verschieben – neue Opern hatte er mit den Intendanten in Neapel, London und Paris vereinbart. Ein zeitgenössischer Biograf diagnostizierte bei Verdi eine Art Lähmung als Folge einer traumatischen Erfahrung. Denn wenige Jahre zuvor hatte der junge Künstler im engsten Familienkreis drei Tote zu beklagen: seine Frau, seine Tochter, seinen Sohn. Kurz nacheinander waren sie alle gestorben.
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Attila: Overture
Rätselhaft bleibt, wie Verdi unter diesen Umständen noch kurz zuvor die Oper "Attila" vollenden konnte. Gleichwohl ist der Musik hier und da ein innerer Kampf anzuhören. Hier und da auch der Leidensdruck eines Menschen mit seelischen und körperlichen Beschwerden.
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Sendung: "Allegro" am 22. März 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK