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23. März 1792 – Haydns Symphonie Nr. 94 wird uraufgeführt Ein wunderbarer Spaß-Moment

London, 23. März 1792. Einer der Mega-Hits der klassischen Musik wird uraufgeführt. Das Werk steht in einer Reihe mit der "Kleinen Nachtmusik", mit dem Pachelbel-Kanon und den "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi. Wer keine Klassik kennt, der kennt sie trotzdem, die "Symphonie mit dem Paukenschlag" von Joseph Haydn.

Bildquelle: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

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Wir erinnern uns: der zweite Satz. Acht Takte alles piano, alles sehr einfach. Schlichtes Thema. Dann die Wiederholung: nochmal acht Takte, diesmal sogar noch leiser, nur gezupft in den Geigen….und dann kommt der Rumms: Ganzes Orchester und dazu die Pauken, mit extra dicken Schlegeln geschlagen.

Haydn ist dem Burnout nahe

Das reißt sie aus den Sitzen, die Schläfer im Publikum. Das lässt sie hochfahren, das lässt sie Bonbons verschlucken und sichtbar werden, die Ignoranten. Das stellt sie bloß, die Verächter der Kunst, die auf ihren Sitzen hängen und sich berieseln lassen. Die Rache Haydns an den Unaufmerksamen. So die beliebteste Überlieferung zur Entstehungsgeschichte der "Symphonie mit dem Paukenschlag". Dazu muss man wissen, dass Haydn 1792 einem Burnout nahe ist. Er schläft kaum noch, arbeitet Tag und Nacht und gleicht einem Superstar.

Das Londoner Publikum verlangt erstklassige Unterhaltung

In London ist nämlich alles anders als auf dem verschlafenen ungarischen Schloss Esterháza. Hier gibt es öffentliche, richtig organisierte Konzertveranstaltungen. Ein durchaus kommerziell orientiertes Musikleben. Und das Publikum verlangt erstklassige Unterhaltung. Haydn ist beim Veranstalter der Salomon-Konzerte angestellt. Sein Schüler August Pleyel beim Konkurrenten. Und angeblich soll es diese Konkurrenz-Situation auch gewesen sein, die Haydn zum Schlag ausholen ließ … und damit zur Komposition seiner "Überraschung" – in der "Surprise"-Symphonie.

Alle warten auf den großen Moment

Auch das nur eine der vielen Thesen zu ihrer Entstehung. Vielleicht ist das alles aber auch gar nicht so wichtig. Denn selbst wenn die Popularität des beherrschenden Einfalls, wie so oft, Musik-Kenner die Nase rümpfen lässt, weil durch den berühmten Gag im zweiten Satz angeblich alles überdeckt wird. Den Ideenreichtum, die kunstvolle Verarbeitung und die zahlreichen Variationen. Schwamm drüber, der Paukenschlag ist auch nur das, was er ist: ein wunderbarer Moment, auf den alle warten und der einfach nur Spaß macht.

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Sinfonie mit dem Paukenschlag 2  Satz | Bildquelle: Jugendsinfonieorchester Burgenland (via YouTube)

Sinfonie mit dem Paukenschlag 2 Satz

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Sendung: "Allegro" am 23. März 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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