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15. Dezember 1928 – Ida Haendel wird geboren Energiebündel an der Geige

Chełm in Polen, 15. Dezember 1928. Die Geigerin Ida Haendel wird geboren. Sie war die wahrscheinlich letzte Vertreterin einer Musikergeneration, die ihre Wurzeln noch im 19. Jahrhundert hatte – als Schülerin von Carl Flesch und George Enescu. Ihre Karriere spannte sich über sieben Jahrzehnte, und bis ins hohe Alter war sie künstlerisch aktiv – zuletzt in ihrer amerikanischen Wahlheimat.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Die Sendung zum Anhören

Sie war ein Energiebündel. Temperamentvoll fegte die zierliche Frau mit dem Bogen über die Saiten. Ihr blitzklarer Ton, der feurige Schwung, rhythmisch präzise und technisch perfekt. Selbstbewusst wie ihr Spiel war auch ihr Erscheinungsbild: Ida Haendel trug auffällige bunte Kleidung und hochhackige Schuhe, dazu ihre wilde Haarmähne. Jahrzehntelang war Ida Haendel die Grand Dame der Geiger-Riege.

Berufung mit drei Jahren

Alles beginnt, als Ida dreieinhalb Jahre alt ist. Sie schnappt sich die Geige ihrer älteren Schwester und spielt auf Anhieb richtige Melodien. "Ich glaube, das war mein Schicksal", erinnert sich die Musikerin. "Und ich wusste sofort, dass ich eine Geigerin bin."

Begegnung mit Enescu

Bald darauf tritt Ida Haendel bei ersten Wettbewerben auf und wird Schülerin am Konservatorium in Warschau. Mit sieben kommt sie zum großen Violinpädagogen Carl Flesch – er unterrichtet sie sogar kostenlos. Wegen des Kriegs flieht die jüdische Familie nach England. Ida Haendel trifft auf George Enescu – ein Lehrer, der sie als Künstler sehr prägen wird. Im Krieg tritt Ida Haendel vor englischen und amerikanischen Truppen auf. Nach 1945 geht sie nach Montreal und spielt sich an die Weltspitze. Ihre Stärke ist das klassisch-romantische Repertoire. Doch immer wieder bringt Ida Haendel auch weniger bekannte Werke auf die Bühne: darunter die Violinkonzerte von Benjamin Britten und Allan Pettersson. Der Schwede ist in ihren Augen die größte Entdeckung.

Das Genie ist nicht der Interpret – der hat die Rolle zu spielen. Es ist immer der Komponist, der für mich das Genie ist.
Ida Haendel

Über viele Jahrzehnte aktiv

Legendäre Aufnahmen entstehen unter anderem mit Rafael Kubelík und Sergiu Celibidache, mit dem Ida Haendel eine intensive Freundschaft verbindet. Über viele Jahrzehnte, fast bis zu ihrem Tod am 30. Juni 2020, bleibt Ida Haendel künstlerisch aktiv. So, wie sie es sich immer vorgestellt hat: "Man hat kein Recht, länger auf der Bühne zu bleiben, als man kann. Wenn Sie das nicht mehr können: aus!"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 15. Dezember 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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