Seine Stimme kennt man aus Tausenden heraus. Unverwechselbar war sie auch noch wenige Wochen, bevor sie verstummte. Trompetentöne. Gedämpft. Und doch: konturenscharf wie kaum welche. Miles Dewey Davis, 1926 in Alton, Illinois, geboren und als Sohn eines wohlhabenden Zahnarzts in East St. Louis aufgewachsen. Ein Kompromissloser. Ein Muster an Eleganz und geheimnisvoll funkelnder Schönheit: Er hatte blitzende Augen, die etwa die Chanson-Sängerin Juliette Gréco becircten: "Diese Begegnung haute mich um", sagte sie später. Und Miles Davis hatte auch musikalische Ohren, die Geschichte machten.
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Der Ton von Miles Davis war schlank und ohne Schnörkel. Seine Soli keine Ergüsse, sondern Statements. Miles Davis hatte einen untrüglichen ästhetischen Scharfsinn. Seine Aufnahmen von den späten 1940er Jahren an: lauter Meilensteine – "Milestones", wie eine seiner bekanntesten Kompositionen hieß.
In jedem Jahrzehnt legte er epochemachende Aufnahmen vor – stilistisch stets neu und klanggewordener Zeitgeist. Größtes Highlight: der Millionenseller "Kind of Blue", das meistverkaufte Album in der Geschichte des Jazz, aufgenommen im Frühjahr 1959 und noch im August desselben Jahres veröffentlicht. Relativ langsame Stücke mit vielen lang ausgehaltenen Tönen über einem groovenden Untergrund ohne Harmoniewechsel: Das war damals ein ganz neues Erscheinungsbild des Jazz. Die Stücke des Albums entfalteten eine schier soghafte Tiefgründigkeit, die bis heute ein Publikum weit über die Jazzfans hinaus anspricht.
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Miles Davis - So What (Official Video)
Miles Davis kannte seine Sonderstellung. Brüskierte mit schroffen Sätzen das Publikum, Bankiersgattinnen und Musikerkollegen. Ein Gräuel war es ihm, sich anzubiedern. Vor weißem Publikum spielte er jahrzehntelang mit dem Rücken zum Saal. Doch in späten Jahren wurde auch Miles altersmilde, manchmal gar leutselig – und wandelte sich vom Unnahbaren zum Idol, das auch popselige Ohrwürmer nicht scheute, wie etwa seine Aufnahme des Cyndi-Lauper-Songs "Time After Time".
Nach einem Schlaganfall starb Miles Dewey Davis im September 1991 in Santa Monica im Alter von nur 65 Jahren – als die größte Ikone des modernen Jazz. Ein Musiker, der nie altmodisch geworden war, sondern mit dem Jazz immer am Puls der Zeit fühlte. Sein Name steht für alle Stile vom Bebop bis zum Rock Jazz – und ein Gespür fürs Un-Erhörte, das noch immer Maßstab für viele Musiker auf der Welt ist.
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Miles Davis - Time After Time (Live 1985)
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Sendung: "Allegro" am 28. September 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK