12. Mai 1789: Wolfgang Amadeus Mozart konzertiert in Leipzig und improvisiert auf Bachs Orgel. Der damalige Thomaskantor freut sich. Mozart auch. Und vor allem das Publikum. Geld brachte Mozart der Leipzig-Aufenthalt eher wenig. Dafür Ruhm – auch wenn er den zu Lebzeiten nicht mehr genießen konnte ...
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Wolfgang Amadeus Mozart ist wieder mal auf Reisen. Klinken putzen. Vielleicht wird es ja doch noch was mit einer Anstellung als Kapellmeister an einem der großen Höfe? Nein, es wird nichts. In Potsdam wird er vom preußischen König zunächst gar nicht empfangen. In Dresden schenkt man ihm immerhin "eine recht scheene Dose". Vielleicht waren Dukaten drin. Man weiß es nicht.
Zwischen Dresden und Potsdam liegt Leipzig, jedenfalls auf Mozarts Route. Von Leipzig erwartet Mozart nicht viel. In der Handels- und Messestadt gibt es nicht einmal einen Hof. Trotzdem macht Mozart hier zweimal Station, auf der Hin- und auf der Rückreise. Und findet ein enthusiastisches Publikum.
Erst einmal in die Thomaskirche. Er besteigt die Empore und legt los, eine Stunde lang. Bachs Orgel! Mozarts Hände! Thomaskantor Doles ist, als wäre sein Vorgänger Bach wieder auferstanden. In den Häusern von Honoratioren kehrt Mozart ein und improvisiert ganze Abende lang. Den Leipzigern steht der Mund offen. Und Mozart? Weiß es zu schätzen, auch ohne die Aussicht auf einen Hofkapellmeisterposten, und lässt sich überreden, "leiptzig …nicht zu affrontiren, sondern dienstags den 12.ten may eine Academie zu geben."
Das ist drei Wochen später. Im alten Gewandhaus, mit dem dortigen berühmten Orchester und mit lauter eigenen Werken. Der Abend dauerte an die drei Stunden. Kunstgenuss pur. Zu pur für Mozarts Geschmack. War doch der Erfolg "von Seiten des beyfalls und der Ehre glänzend genug, desto mägerer aber die Einnahme betreffend".
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Mozart - Adagios & Fugues after Bach | Akademie für Alte Musik Berlin
Die Hälfte des Publikums war mit Freikarten ausgestattet. Außerdem war die Konkurrenz stark an jenem Abend. In der Oper wurde Mozarts "Entführung aus dem Serail" gegeben. Mozart gegen Mozart also. Trotzdem: Leipzig war ein Erfolg. Langfristig gesehen. Gewandhauskapellmeister Schicht sorgte dafür, dass Mozarts Werke fortan nicht mehr vom Spielplan verschwanden. Mozart in Leipzig: Die Wirkung war bedeutend. Leider hat er sie nicht mehr erlebt und auch die Stadt nie wieder gesehen.
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Sendung: "Allegro" am 12. Mai 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK