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Musikfrauen vorgestellt Teresa Carreño – Pianistin und Komponistin

Alle waren begeistert von der venezolanischen Pianistin. Sie muss eine beeindruckende Erscheinung gewesen sein: schön und selbstbewusst, ihr Spiel kraftvoll, leidenschaftlich, virtuos. Für den chilenischen Star-Pianisten Claudio Arrau war sie eine Göttin, in ihrer Heimat erinnert man sich noch heute an sie.

Bildquelle: BR/colourbox.com, Illustration: Christian Sonnberger/BR

Der Steckbrief

  • Carreño, Teresa
  • Pianistin, Komponistin, Sängerin, Dirigentin
  • Walküre des Pianos
  • Geboren am 22. Dezember 1853 in Caracas, Venezuela
  • Nationalität: venezolanisch
  • (Haupt-) Wohnorte: New York, Coswig, Berlin

Woher nahm diese Frau nur die Energie? Konzertreisen durch Europa und Amerika, komponieren, inszenieren, unterrichten und daneben sechs Schwangerschaften und vier Ehemänner. Schon mit neun Jahren tritt sie vor Abraham Lincoln auf, ein echtes Wunderkind. Ihr Vater, Finanzminister Venezuelas und Amateurpianist gibt ihr den ersten Unterricht. Bald wird Starpianist Louis Moreau Gottschalk ihr Lehrer. Ihm widmet sie ihr Opus 1 – den "Gottschalk-Walzer", den sie mit zehn Jahren schreibt.

Alle sind begeistert

Konzertreisen bringen Teresa Carreño nach England und Frankreich, die Türen zu den vornehmen Salons stehen ihr offen. Franz Liszt, Camille Saint-Saëns, Hector Berlioz, Charles Gounod, Hans von Bülow, Anton Rubinstein – alle sind begeistert von ihr. Sie muss eine beeindruckende Erscheinung gewesen sein, schön und selbstbewusst, ihr Spiel kraftvoll, leidenschaftlich, virtuos. Der Pianist Claudio Arrau erinnert sich: "Oh, sie war eine Göttin. Sie hatte diesen unglaublichen Schwung, diese Kraft. Ich glaube nicht, dass ich irgendwann jemand anders gehört habe, der den Saal der alten Berliner Philharmonie mit solchem Klang zu füllen vermochte."

Sie war eine Göttin. Sie hatte diesen unglaublichen Schwung, diese Kraft.
Claudio Arrau über Teresa Carreño

Unglückliche Ehen

Ihr Leben wäre eine einzige Erfolgsgeschichte, wenn da nicht die Männer wären. Ihr erster Ehemann, der Teufelsgeiger Emile Sauret, lässt sie kurz nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter sitzen. Ehemann Nr. 2, Starsänger Giovanni Tagliapetra, angeblich der schönste Bariton der Welt, bringt gemeinsame Konzerthonorare bei fremden Frauen oder am Spieltisch durch. Ehemann Nr. 3 ist Eugen d'Albert, Pianist und Komponist wie sie. Zwischen ihnen gibt es mehr Wettkampf als Zweisamkeit. Auch diese Ehe zerbricht.  

Ein kleiner Walzer als großer Hit

So gefeiert wie sie einstmals war, so vergessen ist die Kaiserin des Klaviers heute. Nur in Venezuela nicht. Die von ihr komponierte Hymne für Simon Bolivar ist den meisten Venezolaner so vertraut wie ihre Nationalhymne. Den größten Erfolg weltweit hat allerdings ein kleiner Walzer, den sie ihrer Tochter gewidmet hat: "Teresita".

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