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Pianist Josef Bulva wird geboren Pianist und Inverstmentbanker

Brünn in Mähren, 9. Januar 1943. Der Pianist und Investmentbanker Josef Bulva wird geboren. Schon als Kind will Josef vor allem eines: Klaviervirtuose werden. Und das, obwohl er bereits mehrere Klavierlehrer verschlissen hatte – und diese bei ihm das Fehlen jeglicher Begabung diagnostizierten. Ein letzter Versuch bei einem Dirigenten, der auch Klavierunterricht gibt, bringt die Wende.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Was heute geschah

09.01.1943 – Josef Bulva wird geboren

Dieser konfrontiert den Buben mit der Musik von Liszt. Josef stürzt sich daraufhin dermaßen diszipliniert auf seine Fingerübungen, dass er mit zwölf Jahren Liszts Etüden spielt, mit 13 die Paganini-Variationen von Brahms. Und forthin als Wunderkind gilt. Diese musikalische Besessenheit, das Brennen für das Klavier und seine Literatur, das zieht sich durch das gesamte Leben Bulvas – und dieses Feuer lodert weiter. Auch nach den zahlreichen Katastrophen, die den Höhenflügen im Leben Bulvas fast immer folgen.

Diese ganze Palette von A wie Affektiertheit bis Z wie Zusammenbruch, das kommt davon, weil man als Künstler auch ein Getriebener ist.
Josef Bulva

Italienische Sportwagen und französischer Rotwein

Mit erst 21 Jahren wird er zum Staatssolisten der CSSR ernannt, darf im Ausland zeigen, welche Künstler das kommunistische Land hervorbringt. Zuhause lebt der Spross einer großbürgerlichen Familie privilegiert, fährt italienische Sportwagen und trinkt französischen Rotwein. Dann mit 28 der erste schwere Rückschlag. Bei einem Unfall am Berg zieht er sich über 50 Knochenbrüche zu, verbringt fast ein Jahr im Gipskorsett. Bei der ersten Auslandstournee nach seiner Genesung emigriert er in den Westen, erst nach Luxemburg, dann landet er in München.

Analytiker und kühler Intellektueller

Im Westen erspielt sich Bulva, der in der bayerischen Landeshauptstadt bis zu seinem Tod im Luxushotel logiert, schnell den Status des Analytikers, des kühlen Intellektuellen. Das Wort Joachim Kaisers vom „Pianisten für das wissenschaftliche Zeitalter“ macht die Runde, Bulvas Interpretationen gelten bei vielen als unsinnlich. Doch selbst in einem zu Tode genudelten und scheinbar banalen Gassenhauer wie Chopins Opus 64, Nr. 1 findet Bulva Neues, Unerwartetes – in seiner kristallklaren Interpretation des sogenannten Minutenwalzers scheinen kontrapunktische Linien auf, die dort zuvor niemand dort vermutet hätte.

Dadurch, dass ich so viel Sorgfalt und Bemühung in die Details investiere, ist es sicher irgendwo analytisch, das kann man so sagen.
Josef Bulva

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Waltz in D-Flat Major, Op. 64, No. 1, "Minute" | Bildquelle: Josef Bulva - Topic (via YouTube)

Waltz in D-Flat Major, Op. 64, No. 1, "Minute"

Herbe Rückschläge

Mitte der neunziger Jahre der zweite schwere Schlag für den Pianisten – auf einer Eisplatte stürzt er, die Scherben einer im Schnee versteckten Bierflasche zerstören seine linke Hand. "Da war alles zertrümmert, was man zertrümmern konnte." Und völlig verzweifelt erklärt Bulva: "Das muss man sich vorstellen, wie einem geht: Da lesen Sie jahrelang, was sie für eine Technik haben, und dann nehmen Sie eine Münze in die Hand und die fällt zu Boden."

Bulva gibt seinen Flügel weg, zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück, verdient seinen Lebensunterhalt mit Finanzgeschäften – anstatt Brahms zu spielen, habe er Geld von links nach rechts geschoben, wird er später sagen. Doch die Musik lässt ihn nicht los – er unterzieht sich zahlreichen Operationen, trainiert seine linke Hand, über Jahre hinweg, mit Disziplin und Durchhaltevermögen. Nach 13 Jahren kehrt Bulva wieder auf die Konzertbühnen zurück – und damit zurück in das Leben, von dem er schon als kleiner Bub geträumt hat.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 9. Januar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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