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Sergej Prokofjew Cellosonate C-Dur

Inspiriert durch das Spiel des genialen Cellisten Mstislav Rostropowitsch schrieb Sergej Prokofjew einige Werke für Cello, unter anderen 1949 seine Sonate für Violoncello und Klavier. Der Cellist Daniel Müller-Schott hatte bereits als Siebzehnjähriger ein Jahr lang Unterricht bei Rostropowitsch: Er habe ihm die musikalische Brücke zu Prokofjew gebaut, durch Rostropowitsch habe er sich dem Schaffensprozess von Prokofjew sehr nah gefühlt. Daniel Müller-Schott erzählt von seiner ganz besonderen Beziehung zu Prokofjews Cellosonate op. 119.

Bildquelle: Wikimedia Commons

"Das Starke Stück" zum Nachhören

Im Dezember 1948 spielte Mstislav Rostropowitsch eine Cellosonate von Nikolai Mjaskowski. Sergej Prokofjew hörte das Konzert und kam danach hinter die Bühne und verkündete dem Cellisten, auch er schreibe gerade an einer Cellosonate und er werde ihm die Noten schicken, sobald das Werk fertig sei. 1949 vollendete Prokofjew die Sonate für Rostropowitsch. Für den Komponisten eine Gratwanderung: Ihm und einigen seiner Kollegen war im Jahr zuvor nämlich von der politischen Führung der Sowjetunion "Formalismus" vorgeworfen worden. Und so schrieb Prokofjew mit seiner Cellosonate ein gesangliches, durchaus eingängiges Werk – aber ohne sich selbst und seinen Stil zu verleugnen.

Immer mit doppeltem Boden

Wie oft bei Prokofjew empfehle es sich, zwischen den Notenzeilen zu hören. Der Komponist habe es verstanden "einerseits sehr gefällig zu schreiben, aber immer mit doppeltem Boden." Diese Doppelbödigkeit und der hintergründige Humor faszinierten ihn besonders an Prokofjews Musik, sagt Cellist Daniel Müller-Schott.

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Erfolgreiche Premiere

Die offizielle Uraufführung von Prokofjews Cellosonate fand am 1. März 1950 im Moskauer Konservatorium statt: Mstislaw Rostropowitsch spielte den Solopart, am Klavier saß Swjatoslaw Richter. Der Komponist Nikolai Mjaskowski schrieb danach begeistert: "... ein unglaubliches, erstklassiges Werk". 
Eine lyrische Stimmung durchflutet den ersten Satz, meist sehr positiv, manchmal leicht melancholisch. Das Cello spielt über weite Strecken gesanglich, in höheren Regionen als das Klavier, oft auch ganz zart. Dazwischen gibt es immer wieder Abschnitte, bei denen Cello und Klavier motorisch davon stürmen. Aber auch rezitativische Passagen tragen zur abwechslungsreichen Gestaltung des Satzes bei.

Am Schluss bringt Prokofjew den Solisten wirklich in aberwitzige technische Schwierigkeiten, und es macht natürlich Freude, diese zu meistern.
Daniel Müller-Schott

Schluss in der Kathedrale

Cellist Daniel Müller Schott | Bildquelle: Uwe Arens Daniel Müller-Schott | Bildquelle: Uwe Arens Volksliedhaft beginnt der zweite Satz, bei dem sich im Verlauf immer mehr grotesk und humorvoll wirkende Klänge dazu gesellen. Doch auch hier darf das Soloinstrument singen. Mit fließenden Linien des Cellos eröffnet Prokofjew den letzten der drei Sätze. Gelegentlich gewinnt die Musik im Dialog zwischen Violoncello und Klavier beinahe opernhafte Züge. Mit dieser Dramatik kontrastiert dann ein beinahe geisterhaft entfernt klingender Mittelteil. "Die Coda des dritten Satzes ist für mich einer der gewichtigsten C-Dur-Schlüsse, die in der Kammermusik geschrieben wurden", sagt Daniel Müller-Schot. "Ich stelle mir bei dieser Musik eine russische Kathedrale vor, die mit ihren Glocken den ganzen Raum füllt, und die beiden Instrumente, Violoncello und Klavier, versuchen diese Klänge zu imitieren. Das ist ein wunderbarer Moment."

Musik-Info

Sergej Prokofjew:
Sonate für Violoncello und Klavier C-Dur, op. 119

Daniel Müller-Schott (Violoncello)
Francesco Piemontesi (Klavier)
Label: Orfeo

Sendung: "Das starke Stück" am 05. März 2024, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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