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Celibidache debütiert bei den Berlinern Ein Feuerkopf am Pult

Berlin, 29. August 1945. Nach dem tragischen Tod des Dirigenten Leo Borchard steht der Rumäne Sergiu Celibidache erstmalig am Pult der Berliner Philharmoniker. Für mehrere Jahre sollte er als ständiger Dirigent das Orchester leiten.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Immer wieder sind es außergewöhnliche Vorfälle, die große Dirigentenkarrieren begründen. Leonard Bernstein sprang kurzfristig für den erkrankten Bruno Walter ein, der unbekannte Orchestercellist Toscanini stand während der Tumulte eines Skandalkonzertes plötzlich mit dem Taktstock im Rampenlicht. Die wohl tragischsten Umstände eines Dirigentendebüts sind jedoch die von Sergiu Celibidache, den die Kugel eines Soldaten über Nacht zum Maestro machte.

Schwierige Zeiten

Die Vorgeschichte: Mitte August 1945, nur wenige Wochen nach Kriegsende, wird Leo Borchard, Interimsleiter der Berliner Philharmoniker, an einem Kontrollposten von einem amerikanischen GI erschossen. Die Zeiten sind schwierig, das Angebot an fähigen Dirigenten gering. Da Wilhelm Furtwängler, der eigentliche Chef des Orchesters, aufgrund seiner Nähe zum Nazi-Regime als Unperson gilt, wird dem "talentierten und politisch unbescholtenen" Rumänen Sergiu Celibidache die Aufgabe übertragen, vor das weltberühmte Ensemble zu treten.

Allgemein kann man sagen, dass alles sehr gut gelaufen ist.
Protokoll der Besatzungsmächte zu Celibidaches Debüt

Erfolgreich, nicht sensationell

Am 29. August 1945, einen Tag nach Borchards Beisetzung, dirigiert der 33-jährige Nobody sein erstes philharmonisches Konzert. Auf dem Programm: Rossinis Ouvertüre zu "Der Barbier von Sevilla" und Dvořáks Symphonie "Aus der Neuen Welt". "Allgemein kann man sagen, dass alles sehr gut gelaufen ist, wenn auch sein erstes Konzert keine weltweite Sensation auslöste", heißt es in einem Protokoll der Besatzungsmächte.

Der Feuerkopf Celibidache setzt sich durch

Wilhelm Furtwängler | Bildquelle: picture-alliance/dpa "Celis" Idol Wilhelm Furtwängler | Bildquelle: picture-alliance/dpa Celibidache, der als glühender Verehrer Furtwänglers alle Proben und Konzerte seines "Heiligtums" besucht hatte, ist zunächst nicht unumstritten. Altgediente Dirigentenkollegen, die sich Chancen ausgerechnet hatten, sind neidisch, Teile des Publikums skeptisch, die Messlatte Furtwängler liegt hoch. Dennoch setzt sich der rumänische Feuerkopf durch. Aus einer abwartenden Haltung wird schnell Begeisterung. Im Februar 1946 werden die Berliner Philharmoniker Sergiu Celibidache den endgültigen Ritterschlag erteilen. Sie wählen den "Einspringer" zum "ständigen Dirigenten bis zur Rückkehr Wilhelm Furtwänglers".

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Bruckner: Symphony No. 7 | Celibidache & the Berlin Philharmonic | Bildquelle: DW Classical Music (via YouTube)

Bruckner: Symphony No. 7 | Celibidache & the Berlin Philharmonic

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