BR-KLASSIK

Weimar, 10. Juni 1853. Franz Liszt veranstaltet eine seiner Brauerei-Soireen. Pass Bier überhaupt zu ihm? Denkt man bei Franz Liszt nicht eher an einen kunstvoll kredenzten schweren Rotwein – oder an ein Glas prickelnden Champagner? Das ist gut vorstellbar, aber – Bier? Bei einem Künstler der aus dem ungarischen Teil der Donaumonarchie stammt, in Frankreich aber seine Heimat fand?

Dennoch: Am 10. Juni 1853 gibt Franz Liszt in Weimar, wo er inzwischen lebt und arbeitet, eine Brauerei-Soiree. Davon berichtet einer der Besucher, ein jungen amerikanischer Musiker namens William Mason, der einige Monate bei Liszt lebt: "War bei Liszt auf einer Brauerei-Soiree. Das Bier wurde Liszt von Pruckners Vater zur Verfügung gestellt, der in München eine große Brauerei besitzt."

Soiree in der Altenburg

Die Altenburg in Thüringen. Hier veranstaltete Liszt seine Brauerei-Soireen. | Bildquelle: picture alliance/chromorange Pruckner hieß mit Vornamen Dionys. Der junge Pianist hatte Liszt vorgespielt und wurde von diesem gefördert. Pruckner zog schließlich für mehrere Jahre nach Weimar. Dort lernte er nicht nur von Liszt, sondern versorgte seinen Lehrer offenbar mit Stoff für solche Feierlichkeiten wie die Brauerei-Soiree. Veranstaltet wurde diese in der Altenburg, die etwas außerhalb von Weimar liegt. Hier war Liszt zuhause. Diese Brauerei-Soiree war beileibe nicht seine einzige. Häufig lud sich der weitgereiste Klavierstar Gäste, um vor seinem Publikum zu musizieren. William Mason notierte mit: "Er war bestens in Form und spielte göttlich." Liszt wusste seine vielen Gäste zu unterhalten. Das Bier war dabei wohl eher für die Zuhörer gedacht als für ihn selbst.

Maß halten

Als William Mason nach Amerika zurückgekehrt war – hier wurde Mason einer der ersten Klaviervirtuosen –, erkundigte sich Liszt brieflich nach Masons Vorliebe für Cognac und empfahl ihm das, was Musiker sowieso können müssen: Maß halten.