Cèneda 10. März 1749. Der Dichter und Librettist Lorenzo Da Ponte wird geboren. Eigentlich hieß er Emmanuele Conegliano und war Spross einer jüdischen Familie. Er ist vierzehn, als ihn Lorenzo Da Ponte, der Bischof seines Geburtsortes tauft. Von ihm übernimmt Emanuele den Namen, unter dem er berühmt werden wird.
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Lorenzo wird zum Priester geweiht, doch seine Jugend gleicht in mancher Hinsicht derjenigen Casanovas, den er kennt. Wegen gut gewürzter politischer Schriften verkracht er sich mit der Obrigkeit. Und in Venedig macht er reichlich Gebrauch von den Zerstreuungen, die die Stadt überreich bietet. Die Damen sind ihm zugetan, gelegentlich auch dann, wenn sie verheiratet sind. So findet sich am 28. Mai 1779 im Maul des steinernen Löwen von San Moisè eine anonyme Anklage.
Der Zettel bietet wenig Erfreuliches für Lorenzo. Entführung einer verheirateten Frau, Ehebruch, öffentliches Konkubinat, Zeugung von Bastarden – die Liste ist lang, vieles böswillig erlogen, aber sicher nicht alles. Die Beziehung zu Angioletta Bellaudi bricht Da Ponte das Genick. In fortgeschrittenem Alter wird er in seinen Memoiren zugeben, ihrem Charme erlegen zu sein, "alle Vorsichtsmaßnahmen außer Acht lassend, alle geheiligten Prinzipien, die ich mir im Laufe meines Lebens verordnet hatte". Na ja!
Die Libretti, die da Ponte für Mozarts Opern schrieb, ließen ihn in die Geschichte eingehen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Da Ponte entzieht sich der Justiz, geht nach Wien, wo ihn Joseph II. zum Librettisten für das neu eröffnete italienische Operntheater ernennt. Die Creme der Wiener Komponisten reißt sich um ihn, Salieri, Martin y Soler, Mozart. Zu Recht, denn seine Libretti gehören zu den besten der Operngeschichte. Und "Figaros Hochzeit" wäre in Wien wohl nie aufgeführt worden ohne Da Pontes guten Draht zu Joseph II. Dessen Tod und üble Intrigen führen zu seiner Ausweisung.
Die Jahre in London bringen weitere exzellente Libretti und einen Schuldenberg. Auch in den Vereinigten Staaten erlebt der Librettist Licht, doch auch viel Schatten. Letztlich allerdings war es wohl Lorenzo Da Ponte, der die italienische Oper nach New York brachte. Unsterblich jedoch machten ihn die drei Libretti, die er für Mozart schrieb. "Ich glaube, die Dichtkunst ist die Tür zur Musik, die gefällig sein und für ihre Oberfläche bewundert werden mag. Aber niemand kann ihre inneren Schönheiten sehen, wenn die Tür fehlt."
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Sendung: "Allegro" am 10. März 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK