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Was heute geschah – 17. November 1873 Antonín Dvořák heiratet

Prag, 17. November 1873. Antonin Dvořák heiratet die 13 Jahre jüngere Anna Cermáková. Die beiden kennen sich schon lange. Fast neun Jahre ist ihre erste Begegnung jetzt her: Damals hatte Dvořák seinen Nebenverdienst in einer Tanzkapelle aufgegeben und das geringe Theatergehalt durch Klavierstunden aufbessern müssen.

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Klavierstunden – eigentlich ein mühsames Geschäft für einen Komponisten, der kreativ sein will. Aber Gott sei Dank war die kleine, elfjährige Anna eine reizende Schülerin, die außerdem von ihrer überaus attraktiven, fünf Jahre älteren Schwester Josefina begleitet wurde, Mitglied des Schauspielensembles am Interimstheater und eine begabte Sängerin. Kein Wunder, dass sich der 24-jährige Dvořák deshalb erst einmal in die Ältere verliebt hatte. Erfolglos allerdings! Die unglückliche Schwärmerei endete in der Verlobung Josefinas mit einem Grafen, was den bitter Enttäuschten immerhin zur Komposition des 18-teiligen Liederzyklus "Zypressen" nach bilderreichen, traurigen und melancholischen Gedichten von Gustav Pfleger-Moravský inspirierte – passend zu seiner seelischen Verfassung. "Denken Sie sich einen Jungen, der verliebt ist – das ist der Inhalt." So fasste der Komponist die Grundaussage der "Zypressen" zusammen.

30 Jahre gemeinsames Glück

1873 versucht sich Dvořák, mittlerweile gereift und in Liebesdingen erfahren, an der jüngeren Schwester. Und komponiert wieder, was ihm auf der Seele brennt: diesmal eine – heute verschollene – Ouvertüre zu "Romeo und Julia". Denn diesmal stößt er zwar auf Gegenliebe, hat aber dafür die Familie gegen sich. Der wohlhabende Prager Goldschmied erwartet etwas Besseres für seine Tochter als einen nicht gerade betuchten älteren Schwiegersohn. Als Anna schwanger wird, erübrigt sich das Heiratsverbot. Die Moral kommt der Liebe zugute. Und die Verbindung bewährt sich. 30 Jahre lang wird das Paar glücklich miteinander sein. Anna wird nicht nur Haushalt, Kinder und Finanzen übernehmen, sondern auch Stimmen korrigieren, in Konzert-Angelegenheiten beraten und als Altistin einige Uraufführungen ihres Mannes aus der Taufe heben, gewidmet: "Uxori carissimae".

Dvořáks "Ave Maria" – seiner Frau gewidmet

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Dvorák: Ave Maria, Op.19b | Bildquelle: Magdalena Kožená - Topic (via YouTube)

Dvorák: Ave Maria, Op.19b

Eine Musterehe

"Ein Muster an Frau", schwärmt selbst der eingefleischte Junggeselle Johannes Brahms. Dvořák sieht es nicht anders und wird seiner Frau auch noch nach zahlreichen Ehejahren Liebesbriefe wie diese schreiben:
Teurer Liebling…liebes Weibchen
Wann immer ich meinen Geldbeutel öffne und das Bild unseres Babys sehe, küsse ich es und Dich in Gedanken
Alles ist hier sehr schön…und dennoch ist mir hier traurig zumute ohne – Dich! Dein, Dein, für alle Zeiten, Dein Antonin

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 16. November 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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