Peterhof bei Sankt Petersburg, 20. November 1894. 113 Kompositionen mit, 33 Kompositionen ohne Opuszahl wird das Werkverzeichnis aufweisen als Anton Rubinstein 1894 stirbt. Symphonien, Kammermusik, Opern. Kantaten, Ballettmusiken, Lieder. Das Stück, das noch heute alle von den Dächern pfeifen, dauert gerade einmal drei Minuten und heißt "Melodie in F".
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Das Leben ist selten gerecht. Im Fall von Anton Rubinstein allerdings ist es besonders ungerecht. Rubinstein ist ein Genie am Klavier, hat Pranken wie ein Löwe, Finger so flink wie ein Wiesel und sieht mit seinem wallenden Haar mindestens so geheimnisvoll und magisch aus wie eine Mischung aus Beethoven und Paganini. Wenn Rubinstein auftritt, fallen die betuchten Damen in den vorderen Reihen der großen europäischen Konzertsäle scharenweise in Ohnmacht. Eine Frühform der Beatles-Mania – wäre da nicht Franz Liszt gewesen. DEN kennt heute jeder.
Anton Rubinstein | Bildquelle: picture-alliance/dpa Anton Rubinstein ist entsetzt über die schlechte Musikausbildung in Russland. Nirgendwo gibt es professionelle Lehrer, keinen Unterricht in Theorie und Musikgeschichte. Rubinstein singt sein Jammerlied öffentlich und so lange auch den Mächtigen im Zarenreich vor, bis ihn Großfürstin Elena Pavlovna unterstützt. 1862 gründet Rubinstein in Sankt Petersburg das erste russische Konservatorium. Unmengen prominenter Musiker werden hier studieren. Benannt ist es nach Rubinsteins Schüler Nikolai Rimskij-Korsakow. DEN kennt heute jeder.
Anton Rubinstein komponiert unermüdlich, schreibt Oper um Oper, feiert Triumph über Triumph, daheim in Russland, aber auch in Europa – in Berlin, London, Prag, und Wien, wo Gustav Mahler sein Fürsprecher an der Hofoper wird. Seine Oper "Der Dämon" schafft es am Mariinskij-Theater in einem Jahrzehnt auf mehr als 100 Vorstellungen und wird in der russischen Operngeschichte eines der meistgespielten Bühnenwerke – knapp hinter Peter Tschaikowskys "Eugen Onegin". DEN kennt heute jeder.
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