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Autobiographie von Felix Klieser "Stell dir vor, es geht nicht, und einer tut es doch"

Felix Klieser spielt Horn. Aber nicht nach Waidmanns-Art, sondern er bedient die Ventile mit den Zehen des linken Fußes. Das tut Felix Klieser, weil er ohne Arme geboren wurde, sich aber trotzdem im Alter von fünf Jahren in den Kopf gesetzt hat, Hornist werden zu wollen. Mit 13 war er bereits Jungstudent an der Hochschule, dank eines speziellen, extra für ihn entwickelten Instruments. Auf allen großen Bühnen der Welt spielt er, mit dem linken Fuß. Gerade ist sein Buch erschienen – über sein Leben mit Horn.

Buchcover – Felix Klieser: Stell dir vor, es geht nicht, und einer tut es doch | Bildquelle: Econ Verlag

Bildquelle: Econ Verlag

Der Buchtipp zum Anhören

Für berühmte Dirigenten sind "Memoiren" ein Zeitvertreib im Ruhestand. Es ist darum ungewöhnlich, wenn jemand im Alter von 33 Jahren eine Autobiographie herausbringt. Was erwartet man da als Leserin? Na klar, so etwas wie eine Wegbeschreibung. Also, wie gelingt es einem Menschen ohne Arme, trotzdem Horn zu spielen. Felix Klieser hat das geliefert. Der Autor bleibt aber nicht am Schildern von Fakten kleben, an der Komplexität, ein Horn für seine Bedürfnisse zu bauen, an biographischen Tiefschlägen und Höhenflügen. Er richtet den Blick vor allem auf uns, also auf die staunende Gesellschaft. Und kommentiert das.

Eine Behinderung ist schließlich nichts anderes als eine sichtbare Schwäche. Jeder Mensch besitzt Schwächen. Mit dem einzigen Unterschied, dass man manche Schwächen sofort erkennen kann, andere nicht.

Nur an Lösungen interessiert

Vom Behinderten-Bonus hält Felix Klieser nichts, egal ob es um seine eigene Kindheit geht, als manche ihn gerne auf einer Sonderschule gesehen hätten. Oder wenn er, wie im Buch beschrieben, in einer Behindertenschule ein Konzert gibt. Er ist von klein auf, nur an Lösungen interessiert: Dank der Unterstützung durch seine Familie, dank mancher Lehrer in der Schule.

Problem ist mein zweiter Vorname. Egal, was ich als Kind tun wollte, es war ein Problem. Wobei die meisten Probleme gar keine wirklichen Probleme waren.

Im Willen liegt die Kraft

Denn ein "Problem" ist nichts weiter als eine Aufforderung zum arbeiten! Das gilt für alle Menschen. Egal, wie viele Arme, Beine oder Schwächen man hat. Und je größer der Wille hinter dem Problem, desto größer auch die Kraft, es zu lösen. Für Felix Klieser resultieren die Probleme oft aus Träumen. Genauer: aus Träumen, die man verwirklichen will. Das Symbol seiner Träume ist ein x-beliebiges Spielgerät auf einem Abenteuerspielplatz – "und zwar aufgrund der Chancen, Dinge zu entdecken und wieder neue Abenteuer vor Augen zu haben, die man unbedingt kennenlernen möchte."
Freude am Erobern und die Lust, Herausforderungen anzunehmen schlummern in diesem Buch. Und dafür spricht einen Felix Klieser ziemlich direkt an.

Nichts ist unmöglich

Ehe manch einer jetzt vielleicht die Nase rümpft und sich denkt: Au weia, wieder eines dieser Selbstfindungsbücher – glücklich sein im Handumdrehen! Nein, so eines ist das Buch "Stell dir vor, es geht nicht und einer tut es doch" sicher nicht. Hier teilt ein feinsinniger junger Mann sein problembeladenes und deshalb erfülltes Leben. Und letztlich lernt man an der Geschichte von Felix Klieser auch für sich selbst, dass eben nichts unmöglich ist!

Manchmal bin ich überzeugt davon, dass diejenigen, die ihr Ziel erreichen, einfach nur nicht stehen bleiben. Egal, was passiert, sie laufen weiter.

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Felix Klieser: Portrait of a world-famous horn player | Bildquelle: DW Classical Music (via YouTube)

Felix Klieser: Portrait of a world-famous horn player

Infos zum Buch

Felix Klieser:
Stell dir vor, es geht nicht, und einer tut es doch


Econ Verlag, 2024
256 Seiten, gebunden
Preis: 23,00 €

Sendung: "Allegro" am 30. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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