Isabelle Faust und Alexander Melnikov widmen sich den Sonaten für Klavier und Violine von Wolfgang Amadeus Mozart. Aus zwei Instrumenten wird ein musikalischer Organismus dank der langjährigen Zusammenarbeit der beiden Interpreten.
Bildquelle: © harmonia mundi
Der CD-Tipp zum Nachhören
Mozart war kein Revolutionär. Er verfasste kein Manifest für eine Erneuerung der Musik, bezeichnete sich nicht als Neutöner. Dennoch überwand er in nahezu jeder Gattung überkommene Konventionen, brach althergebrachte Stereotype auf - nicht, weil er an den Fortschritt als historische Kategorie glaubte, sondern weil seine Inspiration und sein musikalisches Sensorium keine Grenzen kannten.
Zu Mozarts Zeit war die sogenannte "Klaviersonate mit Begleitung einer Violine" sehr beliebt. Schon der Titel sagt klar, wer hier anders als bei der späteren Violinsonate das Sagen hat. Als Wunderkind hatte Mozart damit in Paris große Erfolge gefeiert. Später als reifer Komponist und mit seinem untrüglichen Gespür für Proportionen schrieb er lieber Sonaten, in denen beide Interpreten auf Augenhöhe agierten.
Drei dieser wegweisenden Werke haben nun Isabelle Faust und Alexander Melnikov neu eingespielt - und zwar auf historischen Instrumenten. In Zeiten der Spezialisierung setzen Faust und Melnikov seit langem auf Werktreue - bis hin zum Instrumentarium - bei gleichzeitiger Breite des Repertoires vom Barock bis zur Neuen Musik. Wie Mozart sind sie keine Revolutionäre, verkörpern aber vielleicht den Interpretentyp der Zukunft.
Hervorgegangen aus der Klaviersonate, zu der anfangs nur ergänzend eine Violine hinzutritt, tut diesen Werken eine unprätentiöse Violinistin wie Isabelle Faust gut, die nicht ständig die erste Geige spielen will. Sie weiß genau, wann sie in Dialog mit dem Klavier tritt und wann sie den äußerst virtuosen Klavierpart nur begleitet - das tut sie dann aber keineswegs beiläufig, sondern mit feinfühliger Präsenz.
Die drei Sonaten der CD spiegeln die Loslösung Mozarts von der Klaviersonate mit Violinbegleitung hin zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen den Instrumenten. In den genialsten Momenten sind ihre Stimmen kunstvoll verschränkt, aus zwei Interpreten wird ein musikalischer Organismus. Hier profitiert die Einspielung von der jahrelangen und intensiven Zusammenarbeit von Isabelle Faust und Alexander Melnikov.
Die CD ist der Start einer mehrteiligen Reihe mit Sonaten für Klavier und Violine von Mozart. Wir freuen uns schon auf die nächsten Folgen.
Isabelle Faust, Violine
Alexander Melnikov, Klavier
Label: harmonia mundi
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 30. Dezember 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK