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The Twin Paradox Münchner Symphoniker spielen KI-Komposition

Die Münchner Symphoniker präsentieren eine Uraufführung, die Künstliche Intelligenz und menschliche Kreativität verbindet. Die Komponisten Adrian Siebers und Jakob Haas haben für das Werk "The Twin Paradox" mit Gemini, dem KI-Assistenten von Google, zusammengearbeitet.

Münchner Symphoniker bei der Probe zu "The Twin Paradox", eine mit KI erstellte Komposition | Bildquelle: Münchner Symphoniker/Virginia Flohr

Bildquelle: Münchner Symphoniker/Virginia Flohr

Einfacher hat die Arbeit mit Gemini, dem KI-Assistenten von Google, das Komponieren nicht gemacht. Sagen Jakob Haas und Adrian Siebers. Die beiden stellten der KI schriftlich Fragen, prüften die Vorschläge und formten aus allem ein organisches Werk.

Den Titel "Twin Paradox" hat die KI erfunden

Das Ziel: In einen Austausch mit der KI treten und das Können von Mensch und Maschine verbinden, erklärt Jakob Haas. So haben sie sich zum Beispiel nach Melodien, Rhythmen erkundigt. Aber auch ganz einfach nach einer Programmatik, einer Dramaturgie oder einer Instrumentierung. Also alle Fragen, die den kompositorischen Prozess betreffen. Die Antworten wurden dann analysiert, bewertet und um wieder neue Fragen ergänzt. "Bis wir am Ende zufrieden waren und dann tatsächlich ein Ergebnis hatten, mit dem Adrian ein Stück in Noten setzen konnte, das von einem Orchester gespielt werden kann", sagt Jakob Haas. Auf die KI gehen unter anderem der Titel "Twin Paradox. Ein sinfonischer Diskurs", der Aufbau des Stücks in fünf Sätzen, Harmonien, Besetzungen und Melodien zurück.

Die Komponisten Adrian Siebers und Jakob Haas haben für das Werk The Twin Paradox mit Gemini, dem KI-Assistenten von Google, zusammengearbeitet | Bildquelle: Julia Maier Die beiden Komponisten Adrian Siebers und Jakob Haas | Bildquelle: Julia Maier Gemini heißt nicht nur die Google-KI, es bedeutet auch Zwilling und verweist auf das Gedankenexperiment und Thema des Werks: Wenn ein Zwilling auf der Erde bleibt und der andere mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum reist, vergeht die Zeit für beide unterschiedlich. Die musikalische Umsetzung funktioniert erstaunlich einfach, erklärt Dirigent Joseph Bastian: "Das ist in Musik übersetzt, wie auch andere Komponisten das machen würden. Ich glaube, das ist ein sehr natürlicher Prozess, der hier stattgefunden hat. Ein Teil des Orchesters spielt immer schneller, und ein anderer Teil spielt langsam und bleibt langsam im gleichen Tempo. Das heißt, man sieht praktisch die Erde sich schneller drehen, wenn man so möchte. Wie es dann rein musikalisch von den Rhythmen, auch von den Harmonien und Melodien umgesetzt ist, ist sehr viel komplizierter als das. Aber zum Zuhören ist es sehr klar, das kann glaube ich jeder Laie sofort mitkriegen."

Das Experiment mit KI ist wichtig

Dass das Stück mit KI komponiert wurde, sehe man weder am Notenbild noch höre man es der Musik an, sagt Flötistin Désirée Wolff nach der Probe. Mit solchen Möglichkeiten als Musikerin zu experimentieren, findet sie wichtig. "Es gibt im letzten Satz dann eine kleine Episode, wo die Piccoloflöte als das höchste Instrument mit der Tuba als dem tiefsten Orchesterinstrument korrespondiert, beide spielen zusammen. Das ist wohl tatsächlich eine Idee der KI gewesen, die dann von den Komponisten umgesetzt wurde. Es gibt auch ganz andere Klangsachen in dem Stück, die wirklich spannend sind, die es lohnt, sich anzuhören."

Auf die richtige Frage kommt es an

Dass KI kreatives Schaffen von Menschen künftig ablöst, glaubt keiner der Künstler. Als Werkzeug werde sie sicher eine Rolle spielen. Wirklich originelle neue Stücke komponiere sie aber nicht. Komponist Jakob Haas meint, wenn man einfach nur nach einer Melodie fragt, ist die wahrscheinlichste Melodie eine Tonleiter oder vielleicht sogar einfach nur die Tonwiederholung. "Wenn man eine spannendere Melodie will", so Haas, "muss man sehr genau nachfragen. Ich habe gemerkt, wenn ich selber nicht Musiker wäre, wäre es mir wahrscheinlich auch nicht gelungen, eine gute Frage zu finden."

Sendung: "Allegro" am 09. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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