Als Kind ist Lauma Skride mit ganz viel Gesang aufgewachsen. Auch heute schätzt sie das Gesangliche bei den Stücken, die sie am Klavier spielt. Etwa von Fanny Hensel. Eine Komponistin, die sie noch viel bekannter machen möchte.
Bildquelle: Marco Borggreve
BR-KLASSIK: Lauma Skride, es heißt ja, die Menschen im Baltikum singen gerne und sie singen gut: zu Hause, in Chören und vor allem bei diesen Sängerfesten. Wie ist das mit Ihnen, singen Sie?
Lauma Skride: Ich habe früher sehr viel gesungen, und ich singe immer noch sehr gerne, aber nicht mehr so viel wie früher. Mein Vater war Chordirigent, und wir alle drei Schwestern sind praktisch in Köln aufgewachsen und waren jede Woche mehrmals bei Chorproben mit dabei und haben immer gesungen. Auch zuhause haben wir gesungen. Und mit Singen hat auch unsere musikalische Ausbildung angefangen, weil unser Großmutter uns, als wir ganz klein waren, das Singen beigebracht hat - und lettische Volkslieder.
BR-KLASSIK: Sie haben es schon erwähnt. Sie kommen aus einer Musikerfamilie. Klar, ihre Schwester ist natürlich vielen auch ein Begriff: die Geigerin Baiba Skride. Und Sie haben auch selbst jetzt eine Musikerfamilie. Ich glaube, ihr Mann spielt Cello und die kleine Tochter vermutlich nur Schlagzeug mit dem Löffel?
Lauma Skride: Im Moment singt sie sehr gerne. Aber ein Instrument spielt sie noch nicht, sie ist noch bisschen klein dafür. Löffel und Töpfe. Das geht, ja.
Ich versuche, das Gesungene widerzuspiegeln in der Art wie ich spiele.
BR-KLASSIK: Wie ist es denn? Diese singende Umgebung: Beeinflusst Sie das bis heute beim Klavierspielen? Denn das Klavier ist ja eigentlich so ein Mittelding zwischen Melodie, Instrument und Schlaginstrument...
Lauma Skride: Ich finde schon, dass es mich sehr geprägt hat. Sehr oft, wenn ich neue Stücke einstudiere oder auch einfach übe, gehe ich vom Gesungenen aus und versuche, das Gesungene widerzuspiegeln in der Art, wie ich spiele. Ich finde schon, dass man auf dem Klavier sehr gut singen kann. Und diese Vorstellung, wie es klingt, kommt für mich oft aus der Stimme, wie man das mit Stimme machen würde, wie man das Singen würde. Eigentlich ist die Stimme ja das natürlichste Instrument, was wir Menschen haben.
11. Oktober 2024 um 20:00 Uhr
mit Werken von Franz Schubert, Domenico Scarlatti, Fanny Hensel und Franz Liszt
BR-KLASSIK: Im Bamberger Musikverein spielen sie jetzt Scarlatti, Schubert und Fanny Mendelssohn. Da haben Sie ja dann auch ein bisschen mehr Gesangliches und vielleicht bei dem Scarlatti ein bisschen mehr Rhythmisches.
Lauma Skride: Es ist bei allem alles dabei. Scarlatti ist rhytmisch, Schubert ist viel wie gesungen und auch bei Fanny Mendelssohn sind sehr viel gesungene Melodien mit dabei. Und bei Liszt natürlich auch sehr viel Virtuoses.
BR-KLASSIK: Gibt es denn irgendetwas, was Sie besonders gerne machen aus diesen ganzen Elementen, die Sie jetzt aufgezählt haben?
Lauma Skride: Wie meine erste Lehrerin in Lettland immer gesagt hat: Man muss das am meisten lieben, was man gerade spielt. Aber mit Fanny Mendelssohn habe ich eine sehr besondere Beziehung im musikalischen Sinne, denn diese Stücke habe ich auch aufgenommen. Ich finde, dass das wirklich wunderbare Musik ist. Und ich versuche, sie immer wieder zu spielen, um die Musik bekannter zu machen. Denn: Leider wird Fanny Mendelssohn ja immer noch nicht so viel gespielt wie andere Zeitgenossen. Und deswegen spiele ich sehr gerne!
Sendung: "Leporello" am 10. Oktober 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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