Konzerte für die Bürgerschaft: Das ist das Anliegen des Bamberger Musikvereins. In diesem Jahr feiert der Traditionsverein sein 150-jähriges Bestehen – und will sich in Zukunft auch für Chöre öffnen.
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Er ist einer der ältesten Vereine der Stadt: 1872 gründete sich der Musikverein Bamberg. Auslöser war die Säkularisierung, die Trennung von Religion und Staat. "Vorher war es ja eigentlich nur dem Adel und der Kirche vorbehalten, Künstler zu engagieren und zu bezahlen", erklärt Andrea Paletta, ehemalige Vorsitzende des Bamberger Musikvereins. Doch dann ergriff das Bürgertum die Initiative und organisierte selbst Konzerte für die Bürger. In Bamberg entwickelte sich ein treues, interessiertes Publikum, das die klassische Musik schätzte.
Die Geigerin Baiba Skride war schon vor ihrer weltweiten Karriere beim Bamberger Musikverein zu Gast. | Bildquelle: © Marco Borggreve Dabei sah sich der Musikverein von Anfang an als Forum für junge Talente. In Erinnerung geblieben ist Andrea Paletta etwa ein "fulminantes Konzert" mit der lettischen Geigerin Baiba Skride im Jahr 2003. "Ich hatte gehört, dass sie in Brüssel den Königin-Elisabeth-Wettbewerb gewonnen hat. Im Radio wurden die Abschlusskonzerte des Wettbewerbs gesendet, und ich war so begeistert von ihr, dass ich sofort versucht habe, sie ausfindig zu machen und zu engagieren." Heute ist Baiba Skride in der Klassikszene weltweit bekannt.
Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Bamberger Symphoniker gründeten, spezialisierte sich der Musikverein auf Kammermusik. Nein, Konkurrenten seien die Bamberger Symphoniker nicht, sagt der derzeitige Vorsitzende des Musikvereins Stephan Schultz. Das Orchester sei von jeher eine große Bereicherung: "Wenn ein Künstler bei den Bamberger Symphonikern ein Solokonzert spielt, bemühen wir uns, dass er bei uns vielleicht ein Rezital spielen kann". Diese Art der Zusammenarbeit habe sich bewährt, so Schultz.
Der Musikverein Bamberg arbeitet auch mit dem Künstlerhaus Villa Concordia zusammen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Sieben Kammermusik-Konzerte veranstaltet der Bamberger Musikverein jedes Jahr im Joseph-Keilberth-Saal der Konzerthalle. Typisch sind Streichquartette mit Werken etwa von Haydn, Mozart, Beethoven, aber auch Brahms, Schuhmann und Schubert. Immer wieder gibt es Ausflüge in die Moderne. In Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Villa Concordia schrieb ein ehemaliger Stipendiat ein Streichquartett, das anschließend im Musikverein Bamberg erstmals in Deutschland aufgeführt wurde.
Künftig möchte der Vereinvorsitzende Stephan Schultz auch Chören verstärkt eine Bühne bieten und öffnet sich gerne neuen Projekten: "Ich habe ein Konzert mit dem Geiger Daniel Hope gespielt", erzählt Schultz. "Da haben wir zum Beethoven-Fest in Bonn klassische Musik mit einer Rockband zusammen gespielt. So etwas kann ich mir durchaus auch für ein Konzertprojekt vorstellen."
Sendung: "Leporello" am 23. Mai 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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