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Anne-Sophie Mutter Mit Musik von John Williams auf Tournee

Eine besondere Ehre: John Williams hat Anne-Sophie Mutter sein 2. Violinkonzert quasi auf den Leib komponiert. Das Werk ist auch eine Hommage an den Jazz, den beide lieben. Jetzt geht die Star-Geigerin damit auf Europatournee, gemeinsam mit dem Dallas Symphony Orchestra. Für die Musikerinnen und Musiker aus den USA hat Anne-Sophie Mutter einige München-Tipps: Der Englische Garten ist dabei, der Eisbach und das Lenbachhaus.

Anne-Sophie Mutter | Bildquelle: Reuters (RNSP)

Bildquelle: Reuters (RNSP)

BR-KLASSIK: Anne-Sophie Mutter, John Williams hat sein 2. Violinkonzert extra für Sie geschrieben, uraufgeführt haben Sie es 2021. Jetzt gehen Sie mit dem Violinkonzert auf Tournee. Wie stark sind Sie noch einmal in die Übephase eingetreten? Oder ist das wie beim Radfahren: Man lernt das Konzert einmal und hat es dann "drauf"?

Anne-Sophie Mutter: Naja, nur weil ich eine Abfolge von Noten im Muskelgedächtnis gespeichert habe, macht mich das ja noch nicht zum Künstler, der ein Werk immer wieder neu erlebt, sozusagen eine Fahrstrecke neu abfährt. In der Musik geht es ja nicht um die perfekte Abfolge der Töne, sondern darum, was ich damit mache. Und seit der Uraufführung ist eine Menge passiert in meiner Verbindung zu John Williams' 2.Violinkonzert.

BR-KLASSIK: Bei der Uraufführung stand John Williams selbst am Pult. Bei Ihrer Tournee spielen Sie das Violinkonzert mit dem Dallas Symphony Orchestra unter Fabio Luisi.

Die Geigerin Anne-Sophie Mutter und der Komponist John Williams | Bildquelle: Dario Acosta Anne-Sophie Mutter und John Williams sind gut befreundet. Beide lieben das Kino - und den Jazz. | Bildquelle: Dario Acosta Anne-Sophie Mutter: Das Werk ändert sich natürlich mit jeder musikalischen Partnerschaft. Ich hatte das große Glück, dass wir mit dem Dallas Symphony Orchestra und Fabio Luisi das Werk schon gespielt haben, in Anwesenheit des Komponisten. John Williams hat es sozusagen abgesegnet und war sehr glücklich mit der Zusammenarbeit. Das war natürlich auch Inspiration, der Einladung zu dieser Tournee zu folgen. Aber ich bin auch sehr glücklich, dieses großartige und vielschichtige Werk dem Publikum näher zu bringen. Denn man erkennt nicht sofort den John Williams aus der Filmwelt wieder. Seine absolute Musik ist eine ganz andere als seine Filmscores.

John Williams: Filmscores und Musik für den Konzertsaal

BR-KLASSIK: Was zeichnet John Williams' 2. Violinkonzert aus?

Anne-Sophie Mutter: Es ist ein viersätziges Werk, das mit einem Improvisando-Moment beginnt. Das heißt, der Notentext ist zwar ausgeschrieben, aber es herrscht sehr viel rhythmischer Freiraum. Dazu kam es vielleicht deswegen: Als wir eines seiner Filmthemen interpretiert haben, das John Williams für mich umgeschrieben hat, nämlich das sehr jazzige "Nice To Be Around" aus "Cinderella Liberty", war er wohl ziemlich überrascht, dass jemand, der im Schwarzwald und eben nicht in New Orleans aufgewachsen ist, für den Jazz offensichtlich einen Instinkt hat. Ich liebe ja den Jazz! Und so ist dieses Werk auch eine ganz persönliche Referenz an unsere gemeinsame Liebe, den Jazz. Und ich kenne kein anderes Werk von ihm, das den Jazz und diese freie Gestaltung des zeitlichen Moments so in den Mittelpunkt rückt.

John Williams' 2. Violinkonzert ist eine ganz persönliche Referenz an unsere gemeinsame Liebe, den Jazz.
Anne-Sophie Mutter

Geigerin Anne-Sophie Mutter | Bildquelle: DG/Harald Hoffmann Anne-Sophie Mutter hat bereits mehrere Alben mit Musik von John Williams aufgenommen. | Bildquelle: DG/Harald Hoffmann Dabei bezieht sich das Improvisieren natürlich nicht auf den Notentext, so wie man das im Jazz tun würde. Da hat man ein Thema und dazu. Das Improvisieren in der klassischen Musik ist meiner Meinung nach ein ganz wichtiges Element der Gestaltung. Erst mal die Agogik: Wie kann ich die Zeit dehnen oder leicht nach vorne lehnen? Ich denke da an Ella Fitzgerald. Bei ihr hört man, was es bedeutet, den Rhythmus zu halten, aber ihn mit Leben zu erfüllen. Daraus kann man viel für die Gestaltung der klassischen Musik lernen.

Anne-Sophie Mutters München-Tipps für Gäste aus den USA

BR-KLASSIK: Das Konzert in der Isarphilharmonie innerhalb Ihrer Tour mit dem Dallas Symphony Orchestra ist sozusagen ein Heimspiel für Sie. Was haben Sie denn für die Gäste aus Dallas für Tipps in Sachen Ausgehen, Museen oder Spaziergänge?

Anne-Sophie Mutter: Ich wünschte natürlich, die Kollegen hätten mehr Zeit. Wir kommen ja an dem Tag erst aus Freiburg angereist. Unbedingt werde ich sie natürlich zum "Auslüften" in den Englischen Garten schicken, am besten in den Biergarten "Seehaus", den liebe ich! Den Eisbach muss man sich auch anschauen. Lenbachhaus wäre toll, mein absolutes Lieblingsmuseum in München. Dann müssen sie natürlich auch auf den Marienplatz gehen und vielleicht auf den Alten Peter klettern. Und der Viktualienmarkt, der ist eine Sensation! Aber das ist sicher vor dem Konzert schwierig, alles hinzukriegen.

Podcast-Tipp: Anne-Sophie Mutter und die Hunde

Welche Rolle spielt Anne-Sophie Mutters vierbeiniger Begleiter Bonnie in ihrem unsteten Musikerleben? Mag ihr Dackel auch Moderne Musik? Und was ist, wenn der Hund die sündhaft teure Stradivari mit einem Holzspielzeug verwechselt? Darüber spricht die Geigerin mit Podcast-Host Anne Schoenholtz, die auch selbst leidenschaftliche Hundemama ist. Schoenholtz - der Orchesterpodcast: Musiker und ihre vierbeinigen Freunde. Hören Sie hier die Podcast-Folge.

BR-KLASSIK: Sie haben ja auch eine Dackelhündin. Geht sie eigentlich mit auf Tournee?

Anne-Sophie Mutter: Stellenweise ja. Bonnie ist dort mit auf Tournee, wo es auch eine gute Grünfläche in der Nähe des Hotels gibt. Aber beim Heimspiel in München wird sie natürlich backstage dabei sein! Sie ist ja Gott sei Dank ein Hund, der nicht bellt. Wenn ich dann den Lautsprecher anstelle und sie hört, dass ich da irgendwo mit der Geige zugange bin, ist sie, glaube ich, ganz happy. Dabei sein ist alles. Bonnie ist jetzt fast 15 Jahre alt.

Mein Hund Bonnie wird natürlich beim Heimspiel in München backstage dabei sein!
Anne-Sophie Mutter

BR-KLASSIK: Ein gesegnetes Alter! Frau Mutter, haben Sie vielen Dank für die Zeit und für das Gespräch. Und alles Gute natürlich erst mal für Ihre Tournee!

Sendung: "Allegro" am 5. Juni 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Mittwoch, 05.Juni, 19:02 Uhr

Steffen

Wie gut, dass Mutter darauf hingewiesen hat!

Freunde des seichten (und doch auch ziemlich plagiatorischen) Hollywood-Komponisten werden sehr enttäuscht sein, wenn sie hier ein Korngold 2.0-Violinkonzert erwarten.

Wie schon sein 1. Violinkonzert (mit Shaham auf Tonträger festgehalten) ist auch das 2. Violinkonzert für den Hörer zumindest "schwere Kost", wobei es für mich überhaupt keine Kost, sondern schlicht ungenießbar war. Für mich waren keine klar erkennbaren Themen vorhanden, die Musik mäandert vor sich hin und zunehmend stellt sich Frustation ein und alles wird nur noch quälender Lärm empfunden.

Aber gut, ich bin ein "konservativer Hörer". Schon Alban Bergs Violinkonzert ist mir zuviel, auch wenn es gerne als "spätromantisch" bezeichnet wird (für mich ein Etikettenschwindel).

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