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Bläserquintett beim ARD-Musikwettbewerb 2024 Vogelzirpen und Fagottkratzen

Auf die Bühne, Luft holen und los! Nach einem aufregenden Semifinale stehen im Fach Bläserquintett beim ARD-Musikwettbewerb 2024 die vier Finalisten fest. Überraschungen gab's im Ensemblefach dieses Jahr aber auch schon vorher.

Das Alinde Quintet kurz vor dem Semifinale Bläserquintett im ARD-Musikwettbewerb 2024. | Bildquelle: Daniel Delang

Bildquelle: Daniel Delang

Der Applaus, zu dem das Quintett die Bühne betreten hat, ist verklungen. Notenpapier raschelt, Pulte werden zurechtgerückt, ein letztes Räuspern. Fünf Musikerinnen und Musiker suchen Blickkontakt, tauschen ein Lächeln aus. Dann geht es los. Sechs Mal ist am Montag dieser Zauber und die Spannung vor dem Auftritt im großen Konzertsaal der Musikhochschule spürbar. Sechs Holzbläserquintette spielten beim ARD-Musikwettbewerb 2024 um den Einzug ins Finale: Das "SenArts Wind Quintet" aus Spanien, das "Quintet Itsuki" aus Japan, das "V.Töne Holzbläserquintett" aus Österreich, das "Nevsky Wind Quintet" aus Russland, das "Alinde Quintet" aus Tschechien und das "Pacific Quintet" mit Musikerinnen und Musikern aus Deutschland, Honduras, Japan, Russland und Spanien.

Beliebtes Stück: "Naming of Birds"

Bis auf ein Quintett spielten alle Ensembles "Naming of Birds" von Sally Beamish. In den fünf Sätzen imitieren die Musikerinnen und Musiker Vogelstimmen, darunter ein Rebhuhn, einen Kiebitz und eine Schleiereule. Das Stück setzt auf Effekte mit modernen Spieltechniken, Luftgeräuschen und Glissandi. Mehrfach wechselt die Flöte zur Piccolo, Ruhepunkte wechseln sich mit kratzigen Fagottklängen ab. Als zweites Stück wählten die meisten Ensembles Paul Taffanels Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott in g-Moll aus, das die unterschiedlichen Klangfarben des Holzbläserquintetts strahlen lässt. Drei Quintette präsentierten Ausnahmen: Das japanische und das österreichische Quintett setzten als modernes Stück auf Thea Musgraves Wind Quintet, das russische Ensemble wählte statt Taffanel Gustav Holsts Bläserquintett As-Dur.

Vier Finalisten im Fach Bläserquintett

Semifinale Bläserquintett im ARD-Musikwettbewerb 2024. | Bildquelle: Daniel Delang Das SenArts Win Quintet vor dem Semifinale beim ARD-Musikwettbewerb 2024 | Bildquelle: Daniel Delang Nach dem Auftritt hieß es für die Musikerinnen und Musiker: warten. Viele überbrückten die Zeit in der Eingangshalle der Münchner Musikhochschule, wo das Semifinale stattfand. Einige umarmten sich, manche liefen auf und ab, andere sprachen wild durcheinander, wenige zogen sich in eine ruhigere Ecke zurück. Rund 330 Minuten nach dem ersten Ton des ersten Ensembles stand fest, welche vier Quintette am Mittwoch im Prinzregententheater im Finale um einen Preis spielen werden: das SenArts Wind Quintet, das Nevsky Wind Quintet, das Alinde-Quintet und das Pacific Quintet.

Jubel, Enttäuschung und eine harte Entscheidung

Der Jubel bei den Musikerinnen und Musikern war groß: "Ich habe keine Worte für das Gefühl jetzt", sagt Flötistin Aliya Vodovozova vom Pacific Quintet. Ihr Oboenkollege Fernando Zavala ergänzt: "Wir werden alle Stücke, die wir vorbereitet haben, spielen dürfen. Es ist sehr schön, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Jetzt feiern wir, müssen aber auch üben." Nicht alle Quintette konnten ins Finale kommen. Florian Grube aus der Jury sprach von einer harten Entscheidung. Für das "V.Töne Holzbläserquintett" endete der Wettbewerb am Montagabend. Trotzdem profitierten sie von der Zeit und den Erlebnissen, sagt Fagottistin Johanna Bilgeri: "Uns geht es trotzdem gut, wir haben richtig gute Erfahrungen gemacht, durften viel spielen. In so einem Rahmen mit Livestream auftreten zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes."

Ich bin die glücklichste Person der Welt.
Finalistin Anna Komarova vom Nevsky Wind Quintet

Semifinale Bläserquintett im ARD-Musikwettbewerb 2024. | Bildquelle: Daniel Delang Im Finale: Das Nevsky Wind Quintet | Bildquelle: Daniel Delang Petr Sedlak vom Alinde Quintet sagt, sie seien durch die Wettbewerbsvorbereitung viel näher zusammengerückt. Im Finale spielen zu dürfen, sei überwältigend. "Wir sind gerade entspannt und gestresst zugleich", meint er. Auch Flötistin Anna Komarova vom Nevsky Wind Quintett freut sich auf das Finale: "Ich bin die glücklichste Person der Welt. Das Werk von Berio aus dem Finale ist unser Lieblingsstück. Es ist sehr schwierig, aber auch unglaublich cool. Und wir freuen uns, dass wir das im Wettbewerb spielen dürfen."

Polizeieinsatz unterbrach 1. Durchgang

In den Hintergrund getreten bei aller Aufregung und Spannung ist inzwischen die erste Runde des Wettbewerbs. 19 Ensembles traten insgesamt beim ARD-Musikwettbewerb in der Kategorie Holzbläserquintett an. Prägend zum Beginn: der vereitelte Anschlag auf das NS-Dokumentationszentrum und das Israelische Generalkonsulat in München. Auch für den Wettbewerb hatte das Folgen, denn die Musikhochschule liegt unmittelbar neben den Gebäuden und durfte aufgrund der Sicherheitslage von niemandem betreten werden.

Der vereitelte Anschlag in München: Ein Schock für die Teilnehmenden

Semifinale Bläserquintett im ARD-Musikwettbewerb 2024. | Bildquelle: Daniel Delang Quintet Isuki auf der Bühne. | Bildquelle: Daniel Delang Für die Ensembles, die an dem Tag hätten spielen sollen, war das nervenaufreibend. Das österreichische Quintett Windobona beispielsweise war bereits mit Instrumenten und Konzertkleidung auf dem Weg und musste kurz vor der Musikhochschule umdrehen. Klarinettistin Julienne Spitzer sagt, sie habe eine Weile gebraucht, um den Schock zu verarbeiten. Zunächst war unklar, wie es weitergeht. Ein neuer Zeitplan musste her, neue Probenräume für die Musikerinnen und Musiker für den Tag gefunden werden. Letztendlich hatten alle Glück: Für den Folgetag war ursprünglich ein freier Tag vorgesehen, sodass die Wettbewerbsleitung das Programm um einen Tag nach hinten verschieben konnte. Für die Musiker war das sicher nicht ideal, aber in Anbetracht der Umstände insgesamt wohl die fairste Lösung.

Sendung: "Allegro" am 10. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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