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Kontrabass beim ARD-Musikwettbewerb Raus aus der Begleitstimme

Halbzeit für die Kontrabässe beim 72. Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Der Großteil ist geschafft, sogar die Uraufführung des Auftragswerks ist schon durch. Wer qualifiziert sich nun fürs Finale?

Bildquelle: © Julia Müller

ARD-Musikwettbewerb 2023

Kontrabass – Raus aus der Begleitstimme

Die ersten beiden Durchgänge im Fach Kontrabass im ARD-Wettbewerb 2023 sind vorbei. Aus 42 Teilnehmenden wurden fünf Semifinalisten und eine Semifinalistin gefunden. Und das war alles andere als einfach, denn das Niveau ist insgesamt sehr hoch. Juror Heinrich Braun hat schon bei den Bewerbungen in diesem Jahr ein "starkes Mittelfeld" ausgemacht. Im Wettbewerb ist das dann ganz deutlich geworden. So standen gerade im 1. Durchgang auch die technischen Bravourstücke an, die die solistische Virtuosität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abfragen. Technische Aussetzer gab es so gut wie keine.

Patzer im 2. Durchgang beim ARD-Wettbewerb

Die Kontrabassistin Jiyoon Yang | Bildquelle: Daniel Delang Teilnehmerin Jiyoon Yang ist bereits Mitglied der Kontrabassgruppe im Gewandhausorchester Leipzig. | Bildquelle: Daniel Delang Doch in der Interpretation und in der musikalischen Gestaltungsfähigkeit zeigen sich dann die Unterschiede. Wer spielt so, dass das Gehirn automatisch folgt? So nachvollziehbar, dass die Musik sofort emotional erschließbar wird? Da legte die allererste Kandidatin Jiyoon Yang aus Südkorea schon vor. Sie ist Mitglied der Kontrabassgruppe im Gewandhausorchester Leipzig, also schon im Beruf angekommen, und zeigte ein unglaublich körperliches Spiel. Im 1. Durchgang wurde die Serenade von Hans Werner Henze bei ihr zu einem ganz zarten, beinahe sentimentalen Stück, was sehr nah ging. In ihrem 2. Durchgang hat es sie dann einmal bei der Bach-Sonate rausgehauen. Doch auch das nimmt Jiyoon Yang relativ gelassen: "Mein Ziel war, dass ich die erste Runde bestehe", erzählt sie nach ihrem zweiten Vorspiel, und das habe sie geschafft. Dass ihr ein Patzer passierte, sei egal. "Ich finde, ich habe schon gut gespielt", sagt sie.

Vom Glück der Solostimme

Im Orchester ist der Kontrabass meist ein Begleitinstrument. Im ARD-Musikwettbewerb den Kontrabass nun auf so viele verschiedene Arten solistisch zu hören, ist toll. Gerade in den hohen Lagen entsteht ein sehr spezieller Klang mit viel Volumen. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es besonders schön, auch mal die erste Stimme zu haben: Für Philip Nelson sei dieses solistische Spiel auch ein wichtiger Grund gewesen, um sich für den Wettbewerb anzumelden: "Da hat man die Möglichkeit, auch dieses Repertoire zu spielen." Wie Jiyoon Yang hat auch Philip Nelson schon Orchestererfahrung: Er spielt in der Royal Northern Sinfonia im nordenglischen Gateshead. Und ist nun unter den sechs Semifinalisten.

17 Mal "Krawall" von Gordon Kampe

Julian Schlootz beim ARD Musikwettbewerb | Bildquelle: Daniel Delang Das Niveau der Teilnehmenden im Fach Kontrabass ist beim 72. Internationalen Wettbewerb der ARD insgesamt sehr hoch. | Bildquelle: Daniel Delang Anders als üblich stand bei den Kontrabässen im 2. Durchgang auch schon das Auftragswerk an: "Krawall" vom deutschen Komponisten Gordon Kampe, geboren 1976. Dass die Uraufführung von ihrem Stammplatz im Semifinale vorgezogen wurde, hat ganz pragmatische Gründe. Die Jury wollte im 2. Durchgang neben einer Bach-Sonate und einer Wahlpflicht-Sonate (etwa Schuberts Arpeggione-Sonate) auch etwas Zeitgenössisches von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hören. Hier zeigte sich die Individualität der einzelnen Musiker besonders: Bei den einen klang "Krawall" glorios, aufmüpfig, lustvoll. Bei anderen wie ein Auffahrunfall, trocken, splitternd. Oder sogar alarmistisch. Manche wollten aufrühren. Andere wollten Chaos. Das war gerade in der Unterschiedlichkeit sehr schön. Übrigens auch für den Komponisten Gordon Kampe, der das Stück ja dann gleich in 17 verschiedenen Versionen uraufgeführt bekam und sich auch alle live angehört hat. "Das hat man ja als Komponist nicht so häufig".

Semifinale Kontrabass im Video-Livestream

Im Semifinale wird es jetzt wieder ganz klassisch. Ein Werk der Klassik steht auf dem Programm, begleitet vom Münchener Kammerorchester. BR-KLASSIK überträgt das Semifinale am 5. September ab 16:00 Uhr live im Videostream.

Kommentare (1)

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Montag, 04.September, 18:26 Uhr

P.S

Gewollt oder nicht - das ist hier die Frage

Ich hab auch mal kurz via Stream reingeschaut (ich hatte ja im Vorfeld etwas abgelästert und fühlte mich verpflichetet, etwas empirische Studien zu treiben, damit man nicht sagen kann, man sei nur von haltlosen Vorurteilen geleitet).

Dem Teilnehmer fielen bei der Aufführung von "Krawall" die Noten herunter und er las sie recht umständlich und zeitaufwändig wieder auf.

Da ich mir die anderen 16 Aufführungen nicht gegeben habe, habe ich keine Ahnung, ob dies ein Missgeschick war oder ein Teil der "Komposition". Solche Rätsel vermag uns nur die "Neue Musik" aufzugeben...

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