2025 ist Strauss–Jahr! Vor allem in Wien wird der 200. Geburtstag des Walzerkönigs Johann Strauss Sohn groß gefeiert. Das Jubiläumsprogramm beginnt mit einer Ausstellung im Theatermuseum in Wien. Bis Juni gibt es dort unter anderem Originalobjekte zu Operettenaufführungen zu sehen. Und was die Ausstellung auch zeigt: Das Phänomen Strauss ist bis heute aktuell.
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Eine neue Ausstellung in Wien widmet sich Johann Strauss...
Bildquelle: KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Foto: Jonas Thiller
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... und den Figuren aus seiner berühmten "Fledermaus".
Bildquelle: KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Foto: Jonas Thiller
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Neben Kostümen gibt es im Theatermuseum ...
Bildquelle: KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Foto: Jonas Thiller
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... auch die Original-Partitur der "Fledermaus" zu sehen, ...
Bildquelle: KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Foto: Jonas Thiller
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... die in rotes Leder eingebunden ist.
Bildquelle: Wienbibliothek im Rathaus, Wien Foto: KHM-Museumsverband
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Drinnen ist die originale Handschrift des Librettisten.
Bildquelle: Wienbibliothek im Rathaus, Wien Foto: KHM-Museumsverband
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Außerdem sind Entwürfe zu Kostümen zu sehen ...
Bildquelle: KHM-Museumsverband, Theatermuseum
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... sowie Karikaturen zu Johann Strauss als Geiger.
Bildquelle: Österreichische Nationalbibliothek, Wien
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Die Ausstellung in Wien ist bis zum 23. Juni 2025 geöffnet.
Bildquelle: © KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Foto: Daniel Sostaric
Johann Strauss war ein Popstar, seine Musik die Tanzmusik seiner Zeit. Er hat für ein vorwiegend junges Publikum in riesigen Ballsälen aufgespielt und mit Walzern und Operetten seiner Epoche ein Denkmal gesetzt. Sein Image als Entertainer mit der Geige in der Hand wurde so zur weltweiten Ikone – eine moderne Star-Kunstfigur, dokumentiert in unzähligen Fanartikeln, Ball-Accessoires, Fotografien, Gemälden oder Denkmälern. Ein reicher Fundus, aus dem nun auch das Wiener Theatermuseum schöpft.
Dabei zeigt das Theatermuseum nicht die einzige Strauss-Ausstellung in Wien. Seit einem Jahr gibt es das Haus of Strauss im ehemaligen Casino Zögeritz, einem Ballsaal, in dem Johann Strauss tatsächlich gespielt hat. Seit einem Monat ist ihm sogar ein eigenes Privatmuseum gewidmet, prominent gegenüber der Sezession gelegen. Schon der Name "Johann Strauss – New Dimensions" macht klar, dass man den historischen Popstar hier wie einen heutigen präsentiert – als Zentrum einer immersiven Show, wie man sie von virtuellen Kunstausstellungen kennt, niederschwellig und mit viel Multimedia. Über Kopfhörer bekommt man zu jedem Raum knappe Kommentare und kann ansonsten entspannt der Musik lauschen. Der perfekte Einstieg in den Kosmos von Johann Strauss. Das Theatermuseum hingegen bietet die Kür für die Kenner.
Im Theatermuseum kann man aufschlussreiche Blicke hinter die glanzvollen Kulissen der Walzerfassade werfen. Man erfährt zum Beispiel, wie Johann Strauss sein Image gezielt aufpoliert hat. Bis ins hohe Alter ließ er sich Haar und Bart pechschwarz färben. Die Brennschere des Friseurs sorgte für den Schwung der seinen Anbetern so teuren Locken. Strauss hasste es, sich fotografieren zu lassen und ließ sich doch so oft fotografieren, wie nur wenige seiner Zeitgenossen.
Johann Strauss (1825 - 1899) achtete sehr auf sein Äußeres. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Auch sonst war Johann Strauss Sohn alles andere als der Strahlemann, als der er sich präsentierte. Er hatte eine schwere Kindheit mit einem strengen Vater, der die Familie früh verließ und der, selbst ein Star, die Karriere seines Sohnes verhindern wollte. Als er starb, übernahm die Mutter die Firma Strauss. Nicht nur Johann, sondern auch seine Brüder Josef und Eduard wurden eingespannt. Verleger und Gastronomen bestimmten den Markt, Tourneen durch ganz Europa bis in die USA spülten Geld in die Familienkasse, bis schließlich die erste Ehefrau Johann Strauss zur Operette drängte. Seine glänzende Laufbahn verdankt er zu einem nicht unwesentlichen Teil den Frauen um ihn herum, war also alles andere als ein Selbstläufer oder selbstbestimmt.
All diesen Aspekten ist im Theatermuseum jeweils ein Raum gewidmet, beginnend mit der "Fledermaus", noch immer die meistgespielte Operette, und mit dem Neujahrskonzert als immer noch aktuellem Ende. Die Ausstellung bietet als seriöse Variante des Multimedia-Strauss, was dort gänzlich fehlt: spannende Originalexponate wie die legendäre Uhr, mit der Eisenstein bei der Uraufführung Rosalinde zu verführen versucht hat, oder den legendären Hut, den der populäre Komiker Alexander Girardi in einer Strauss-Operette trug.
Originalpartitur der "Fledermaus" | Bildquelle: Wienbibliothek im Rathaus, Wien Foto: KHM-Museumsverband Eines der Glanzstücke ist die autographe "Fledermaus"-Partitur aus der Musikabteilung der Wienbibliothek im Rathaus. Sie zeigt ganz unspektakulär, dass zur Firma Strauss immer auch Mitarbeiter gehörten – in dem Fall der ebenfalls komponierende Librettist Richard Genée, dessen Handschrift auf jeder Seite der Partitur zu finden ist. Hier hätte eine grafische Aufbereitung dem unvorbereiteten Besucher das Verständnis erleichtern können. Doch abgesehen von solchen Details lädt die Ausstellung mit kleinen Filmen und vielen Hörstationen dazu ein, mitzutanzen zur immer noch mitreißenden Musik. Und einzutauchen in die widersprüchliche und schillernde Welt des Walzerkönigs Johann Strauss Sohn.
Sendung: "Leporello" am 10. Dezember 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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