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Sparmaßnahmen bei Bayreuther Festspielen Chor soll verkleinert werden

Im Chor der Bayreuther Festspiele sollen ab 2024 ganze 40 Prozent weniger Sängerinnen und Sänger vertreten sein. Das geht aus einer Mitteilung der VdO, der Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles, hervor. Die Bayreuther Festspiele erklären unterdessen, dass in allen Bereichen Kosteneinsparungen vorgenommen werden müssten.

Bayreuther Festspielhaus | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann

Bildquelle: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann

In einer aktuellen Mitteilung weist die VdO, die Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles, auf eine geplante Reduzierung des Bayreuther Festspielchores um 40 Prozent hin. Demnach soll der Chor ab kommendem Jahr von 134 auf 80 Mitglieder verkleinert werden – ein drohender "Stellenkahlschlag". Eine Verkleinerung des Ensembles bestätigten die Bayreuther Festspiele auf BR-Anfrage schriftlich, die konkrete Zahl der Chormitglieder wurde allerdings nicht benannt. Weiter heißt es im Schreiben: "Die Bayreuther Festspiele seien aufgefordert worden, umfangreiche Einsparungen vorzunehmen, um gestiegene Kosten und auch anstehende Tariferhöhungen zu kompensieren."

Angst vor Qualitätsverlust bei Auführungen in Bayreuth

Unterdessen kritisierte der VdO die geplante Maßnahme. Der besondere Chorklang der Bayreuther Festspiele würde dann verloren gehen. Der Berufsverband betonte zudem, dass die vorgeschlagene Chorstärke nicht den künstlerischen Anforderungen entspreche und die Qualität der Aufführungen beeinträchtigen würde. Außerdem fordert der Verein von der Festspielleitung konkrete Zahlen und Begründungen für diese Entscheidung sowie Einblicke in die Wirtschaftspläne der kommenden Jahre. Laut Angaben der VdO bestehe der Festspielchor zur Hälfte aus freischaffenden Sängern, für die das Engagement in Bayreuth "ein wichtiger Grundstock des Jahreseinkommens" darstelle. Der VdO schlägt in seinem Schreiben der Festspielleitung auch vor, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen. Neben Sponsoring könnten diese auch aus politischen Kreisen kommen. 

Zur Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles

Die Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles e. V. (VdO) besteht seit 1959. Sie ist Berufsverband und Gewerkschaft für Mitglieder der Musiktheater- und Tanzensembles der deutschen Bühnen. Die VdO vertritt die beruflichen und kulturpolitischen Interessen ihrer Mitglieder und ist Tarifpartner des Deutschen Bühnenvereins.

Bayreuther Festspiele: Kosteneinsparungen in allen Bereichen

Die Bayreuther Festspiele erklärten in einer Stellungnahme, dass aktuell in allen Bereichen Kosteneinsparungen vorgenommen werden müssten. Der finanzielle Mehrbedarf betrage in den Folgejahren kumuliert mehrere Millionen Euro. Weil die Zuschüsse für das Opernspektakel jedoch nicht erhöht werden, habe die Geschäftsführung nun Vorschläge erarbeitet, wie den erwarteten Kostensteigerungen entgegengetreten werden kann. Im Orchester seien beispielsweise in "konstruktiven Verhandlungen" einvernehmliche Lösungen erzielt worden. "Der Chor ist dazu eingeladen, ebenfalls konstruktive Lösungen im Einvernehmen mit der Festspielleitung zu erarbeiten", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme weiter.

Die Fespiele verwiesen darauf, dass die Chorstärke, wie auch schon in der Vergangenheit, in Zukunft wieder durch einen Sonderchor – bestehend aus professionellen Sängerinnen und Sängern – aufgestockt werden solle. Außerdem werde sich die zukünftige Chorstärke an der anderer großer Opernhäuser orientieren, wie zum Beispiel der Bayerischen Staatsoper und den beiden Berliner Opernhäusern.

Mahnende Worte vom bayerischen Kunstminister Blume

In diesem Jahr wurde viel über schwindendes Publikumsinteresse bei den Bayreuther Festspielen diskutiert, da besonders beim Ring-Zyklus die Auslastung unter den Erwartungen blieb. Da sich das Publikumsverhalten geändert habe, müssten die Festspiele sich durchgreifend modernisieren, hatte im Sommer der bayerische Kunstminister Markus Blume (CSU) angemahnt: "Jede Institution, und sei sie noch so erfolgreich, muss sich prüfen: Bin ich wirklich noch am Puls der Zeit, mache ich wirklich genug, um auch die nächste Generation noch so zu begeistern?"

Bayreuther Förderverein hat für 2024 Kürzung angekündigt

Anfang des Jahres war in den Medien über einen möglichen Sparkurs bei den Bayreuther Festspielen spekuliert worden. Der Grund: Der Förderverein der Freunde Bayreuths hatte überraschend angekündigt, weniger zahlen zu wollen. Von bis zu einer Million Euro weniger sei die Rede ab 2024, hieß es im Februar 2023. Vorstandsvorsitzender Georg von Waldenfels dementierte die Meldung damals auf BR-Nachfrage. Doch die Gerüchte wurden kurze Zeit später bestätigt.

Sendung: "Leporello" am 24. November 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (3)

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Montag, 27.November, 22:12 Uhr

Bernd Vielitz

Sparmaßnahmen bei den Bayreuther Festspielen

Das einzige, was in Bayreuth wirklich zählt und anders = besonders gegenüber allen anderen Häusern ist, ist der Klang. Nur deswegen lohnt sich der Aufwand und die Mühe (des Besuchs). Nicht wegen AR-Brillen und Co, das gibt’s woanders auch.
Wenn man jetzt anfängt, am Klang, also an der Musik, zu sparen, kann man es auch gleich ganz aufgeben. Was kommt als Nächstes: verkleinertes Orchester oder gleich Musik vom Band? Chor und Orchester bilden mit dem einzigartigen Festspielhaus den Markenkern. Wenn man den aufgibt, bleibt nichts mehr, was den Titel „Festspiele“ rechtfertigt.

Samstag, 25.November, 09:09 Uhr

Gisela

Kürzungen bei den Bayreuther Festspielen

Ob man mit Kürzungen bei der künstlerischen Qualität bei gleichzeitig nochmal steigenden Kartenpreisen das Publikumsverhalten positiv beeinflusst, wage ich zu bezweifeln.
Abgesehen davon finde ich es erstaunlich, dass der Kartenvorverkauf dieses Jahr noch früher beginnt als sonst, man sich also noch früher als sonst verbindlich festlegen muss. Und das, wo nach Corona alles spontaner geworden ist und viele sich nicht mehr so gerne lange im Voraus festlegen.

Freitag, 24.November, 19:09 Uhr

Konrad Schemer

Spektakel

"Weil die Zuschüsse für das Opernspektakel jedoch nicht erhöht werden."

Die Beiträge für das Rundfunkspektakel sollen dagegen steigen, wie man hört. Also wirklich: durfte heute wieder der Praktikant formulieren?

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