Der langjährige Chorleiter Eberhard Friedrich verlässt den Grünen Hügel. Die Bayreuther Festspiele bestätigten, dass er seine Kündigung eingereicht habe. Friedrich hätte aus Altersgründen ohnehin keinen neuen Vertrag bekommen. Warum also noch die Kündigung?
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Wie die Bayreuther Festspiele gegenüber BR-KLASSIK bestätigten, hat der langjährige Chorleiter Eberhard Friedrich gekündigt. Pressechef Hubertus Herrmann verwies dabei auf das Renteneintrittsalter des 66-Jährigen im nächsten Jahr. Es gäbe eine Vereinbarung für Chor und Orchester am Hügel, wonach er in diesem Fall ohnehin keinen neuen Vertrag hätte bekommen sollen. "Da Herr Friedrich das Renteneintrittsalter erreicht, hat er diesen Werkvertrag formaljuristisch korrekt gekündigt", so der Festspielsprecher.
Umso erstaunlicher erscheint es angesichts der geltenden Regelung, dass der Chordirektor von sich aus eine Kündigung eingereicht hat und darin seine Tätigkeit mit Ablauf seines derzeitigen Vertrages (Festspielende am 27. August) beenden möchte. Seine Entscheidung erfolge auf eigenen Wunsch, zitiert der Nordbayerische Kurier aus einem entsprechenden Schreiben Friedrichs an die Festspielleitung.
Friedrich ist seit 1993 bei den Bayreuther Festspielen, seit 2000 ist er Chorleiter. In dieser Zeit wurde er zu einer Institution, weshalb die Stadt Bayreuth ihm im letzten Jahr sogar den Goldenen Ehrenring der Stadt verliehen hat.
In unserem Dossier finden Sie alle Informationen rund um die diesjährigen Bayreuther Festspiele. Hier finden Sie auch die Kritiken zu "Parsifal", "Der Fliegende Holländer", "Tristan und Isolde" und weiteren Opern.
Auf den Festspielchor kommen in den nächsten Jahren wohl große Veränderungen zu. Ende 2023 hatte der Verwaltungsrat der Festspiele Einsparungen auf der Grundlage eines von der Geschäftsführung vorgelegten Wirtschaftsplans beschlossen. Wie BR-KLASSIK berichtete, könnte die Zahl der festen Chor-Mitglieder um 40 Prozent schrumpfen. Die Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles (VdO) sprach in diesem Zusammenhang von einem "Stellenkahlschlag".
Das Erbe Richard Wagners: Die Bayreuther Festspiele sollen umstruktiriert werden. Das betrifft auch den berühmten Festspielchor. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Auch Eberhard Friedrich macht sich Sorgen um den Klang und die musikalische Qualität des Chores. Unter dieser Umständen wolle er nicht mehr für die Bayreuther Festspiele arbeiten, berichtet der Nordbayerische Kurier. Aus Sicht der Bayreuther Festspiele, bestehe die Gefahr eines Qualitätsverlustes keineswegs. Es werde eine Struktur geschaffen, die den hohen Anforderungen der Festspiele vollumfänglich gerecht werden wird. Sprecher Hubertus Herrmann betont: "Wo die vollständige Anzahl Chormitglieder benötigt wird, ist mit dem jeweiligen Chordirektor zu diskutieren, damit es künstlerisch keine Einbußen gibt." Selbstverständlich werde beispielsweise bei "Lohengrin" und dem "Tannhäuser" die komplette Anzahl an Chormitgliedern zur Verfügung stehen.
Der Festspielsprecher Herrmann äußerte sich gegenüber BR-KLASSIK nicht zu den Sorgen des scheidenden Chorleiters, sondern auch zu Gesprächen mit möglichen Nachfolgern: "Sehr produktive Gespräche mit geeigneten Personen zur Nachfolge haben gezeigt, dass auch diese die Umstrukturierung als Chance und vor allem als zeitgemäß ansehen." Wer neuer Chorleiter bei den Festspielen wird, darüber macht die Festspielleitung noch keine Angaben. "Über die Nachfolge werde man zum Ende der laufenden Festspielsaison informieren. Die Festspiele 2024 enden am 27. August mit dem "Tannhäuser", inszeniert von Tobias Kratzer.
Sendung: "Allegro" am 19. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Montag, 19.August, 22:35 Uhr
Dieter Girrbach
Eberhard Friedrich
Will uns die Pressestelle veräppeln? Seit wann interessiert bei solchen hochkarätigen Künstlern die Altersgrenze???
Friedrich zeigt seine Kritik an der geplanten Einschränkung für den Chor und nix anderes.
Ein Armutszeugnis für die Festspiele.
„Alles was ist endet…. Ein düstrer Tag dämmert den Göttern…“
Montag, 19.August, 22:34 Uhr
Bernd Stepputtis
Chordirektor Bayreuth
Sehr skurril das Ganze! Dieses Gezeter steht in krassem Gegensatz zur Bedeutung des Chordirektorenamtes in Bayreuth. Legendär waren Wilhelm Pitz und der unvergessene Norbert Balatsch. Eberhard Friedrich hat sich in diese Tradition eingereiht. Jetzt wird unter dem Etikett, man müsse zeitgemäß sein, leichtfertig die Struktur und damit das unumstrittene "Pfund" der Festspiele leichtfertig verspielt... Eine Tragödie! Übrigens: Der nächste wird dann
Christian Thielemann sein, der Ende 2025 das Rentenalter erreicht! Das wird spannend...