Die Bregenzer Festspiele schaffen, was alle anderen Festivals und Theater versprechen: Sie begeistern auch Leute für die Oper, die sonst keine ausgesprochenen Klassikfans sind. Die spektakuläre Seebühne im Bodensee bietet für die 6659 Besucherinnen und Besucher der Freilichtbühne eine stimmungsvolle Naturkulisse. Im letzten Jahr waren alle Vorstellungen ausverkauft – trotz Corona! Nun haben die Bregenzer Festspiele ihr Programm für den Sommer vorgestellt. Ob es auch dieses Jahr wieder gelingt, die Leute scharenweise an den Bodensee zu locken?
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Wie jede Produktion auf der Seebühne geht auch Puccinis "Madame Butterfly", die im letzten Jahr Premiere hatte, in die zweite Runde. Im letzten Jahr verzeichnete man eine hundertprozentige Auslastung – das ist in Post-Corona-Zeiten, wo andere Theater über massive Publikumsverluste klagen, ein geradezu sensationeller Erfolg. Zumal die Inszenierung nicht auf das bewährte Erfolgsrezept für Bregenz setzt. Statt einer bunten, effektvollen Theatershow auf einem ikonischen, kinotauglichen Bühnenbild setzte Regisseur Andreas Homoki auf ein vergleichsweise schlichtes Konzept. Die Bühne zeigt ein gefaltetes weißes Papier. Intendantin Elisabeth Sobotka ist zuversichtlich, dass sich der letztjährige Publikumserfolg wiederholen lässt: Im Vorverkauf seien bereits jetzt etwa 70 Prozent der Karten verkauft. Damit knüpfe man an die Jahre vor der Pandemie an.
Elisabeth Sobotka, derzeitige Intendantin der Bregenzer Festspiele | Bildquelle: picture-alliance/dpa Beginnen werden die Festspiele am 17. Juli mit einer Neuinszenierung im Festspielhaus: Verdis Jugendwerk "Ernani" wird inszeniert von Lotte de Beer, die in Bregenz 2017 bereits Rossinis "Moses" erfolgreich auf die Bühne brachte. Für den musikalischen Teil ist Enrique Mazzola verantwortlich. Er dirigiert im Sommer fast täglich in Bregenz, da er die Wiener Symphoniker auch wieder auf der Seebühne leiten wird. Die Geschichte, die Verdi erzählt, sei von krassen, fast comichaften Kontrasten geprägt, sagt Elisabeth Sobotka: Die Bösen seien abgrundtief böse, die Guten unendlich edel. Diese holzschnittartige Schwarz-Weiß-Dramaturgie werde die Inszenierung inspirieren – zugleich drastisch und spielerisch, so verspricht es die Intendantin.
Zwei im weiteren Sinne politische Stoffe greifen die zeitgenössischen Produktionen in der Werkstattbühne auf. "The Faggots and Their Friends Between Revolutions" des britisch-deutschen Komponisten Philip Venables dreht sich um schwule Identität und den Kampf um gesellschaftliche Anerkennung. Witzig, queer und musicalhaft werde diese Oper. Um Kolonialismus, Machismus und Nationalismus geht es in "Die Judith von Shimoda" des argentischen Komponisten Fabián Panisello. Diese Uraufführung basiert auf einem Stück von Bert Brecht über einen US-Konsul in Japan und seine Geisha – ein durchaus polemischer Gegenentwurf zu Puccinis "Butterfly", die auf der Seebühne zu sehen sein wird.
Sendung: "Leporello" am 18. April 2023 um 16:05 Uhr
Kommentare (1)
Donnerstag, 20.April, 09:46 Uhr
Eberhard Irmer
Butterfly, Oper 2026/27?
Wir haben uns Butterfly auf dieser Riesenbühne erst gar nicht so vorstellen können. Fanden sie dann aber großartig.
Welche Oper wird am 2026 gespielt?
MfG
Dr. Eberhard Irmer
eberhard.irmer@t-online.de