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Buchtipp – "Die Oper" Eine Zeitreise in tollen Bildern

Weihnachtszeit ist Bildbandzeit – da hat man endlich mal Zeit fürs Schauen, Stöbern und Schmökern. Nun ist ein Buch erschienen, das die Geschichte der Oper abbildet. "Die Oper – eine Zeitreise in opulenten Bildern" heißt es. Und das darf man durchaus wörtlich verstehen. Gut 350 Seiten umfasst die Zeitreise. Das Autorenduo Alan Riding und Leslie Dunton-Downer hat Beiträge, Infoboxen und viele Fotos verschiedener Opern zusammengestellt – von Monteverdi bis zur Moderne.

Buch-Cover – Alan Riding: "Die Oper" | Bildquelle: DK Verlag Dorling Kindersley

Bildquelle: DK Verlag Dorling Kindersley

Der Buchtipp zum Anhören

Es ist eins dieser dicken Bücher, die auf dem Couchtisch liegen und erst mal nur eine gute Figur machen. Auf dem Cover: der schnörkelige Zuschauerraum im Opernhaus "La Fenice" in Venedig. In coolem schwarz-weiß. Die vier goldenen Buchstaben O-P-E-R setzen dem edlen Erscheinungsbild noch ein Krönchen auf. So weit, so gut. Aber, schauen wir mal rein!

Opulente und winzige Bilder

In acht Kapiteln robbt sich das Nachschlagewerk durch die Welt der Oper. Und, wie es im Untertitel heißt: "in opulenten Bildern". Zu ergänzen wäre: auch mit winzigen Bildern. Zum Beispiel mit einem kleinen Schwarzweiß-Foto: "Massenandrang vor einer "La Traviata"-Aufführung in New York 1961". Bei dem Gedrängel könnte man meinen, das Bild wäre vor einem Rolling-Stones-Konzert entstanden und nicht vor der Metropolitan Opera. Und irgendwie bringt das Bild auf den Punkt, worum es im Buch geht: Nämlich zu zeigen, wie faszinierend die Welt der Oper ist, wie fantasievoll und wie herrlich verrückt. Wenn 30.000 Menschen im Londoner Hyde Park mit Regenschirmen dem Wetter trotzen, um den Tenor Luciano Pavarotti "O Sole mio" singen zu hören. Auch dazu gibt's ein Foto!

Einblicke in verschiedenste Inszenierungen

Bleiben wir bei den Bildern – jede Oper, jedes Kapitel wird tatsächlich üppig illustriert. Dazu gehört ein Porträt des jeweiligen Komponisten. Ferner gibt es historische Plakate, Partitureinbände und Kupferstiche, dazu Fotos von Opernhäusern aus der halben Welt und viele Einblicke in verschiedenste Inszenierungen. Zwar wirkt diese Auswahl willkürlich, also ohne erkennbares System oder irgendeine Einordnung, außer der Jahreszahl. Aber: Auch das Auge isst mit. Und so wird einem eine kreischgrüne Kröte serviert mit türkisfarbenen Fühlern auf dem Kopf: "Der englische Tenor Mark Padmore als hässliche eitle Sumpfnymphe beim Edinburgh Festival 1997 in 'Platee' von Rameau". Da schau her, auch weniger bekannte Opern-Reptilien bekommen hier einen Auftritt!

Die Moderne spielt auch eine Rolle

Ethel Smyth - Komponistin, Dirigentin, Schriftstellerin | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ethel Smyth, Komponistin der Oper "The Wreckers" | Bildquelle: picture-alliance/dpa Mindestens 70 Seiten sind Stücken und Komponisten aus dem 20. und 21. Jahrhundert gewidmet, hier unter dem Oberbegriff: Moderne Oper. Benjamin Britten und Arnold Schönberg sind die bekannteren Schöpfer auf der Liste von 21 Komponistinnen und Komponisten.
Aber "The Wreckers" von Ethel Smyth findet sich in kaum einem Lexikon, genauso wenig "Innocence" der finnischen Komponistin Kaija Saariaho. Ihnen wird genauso viel Platz eingeräumt wie den Klassikern von Verdi oder Dvořák. Das ist einen Applaus wert.

Überraschende kleine Ergänzungen

Fasst man das Opernbuch zusammen: Der Fachmann und die Fachfrau werden nicht unbedingt mit neuen Erkenntnissen überschüttet. Vieles hat man schon mal irgendwo gelesen. Aber, man darf sich dann eben beim Schmökern gebauchpinselt fühlen. Nicht so schlecht in der Weihnachtszeit, wenn der dritte Lebkuchen schwer im Magen liegt. Wofür das Autorenduo Anerkennung verdient, sind die überraschenden kleinen Ergänzungen zu den harten Fakten, wie Jahreszahlen und pure Inhaltsangaben. Dadurch leuchtet die Begeisterung fürs Genre "Oper" überall durch. So findet sich eine verständliche Skizze der komplizierten Beziehungen in Wagners "Ring". Wer mit wem und so weiter.

Tolstoi mochte keine Opern

Oder ein Foto, das Claude Debussy hemdsärmelig am Klavier zeigt. Oder auch eine Mutmaßung darüber, wie der Dichter Tolstoi wohl zur Vertonung seines Romans "Krieg und Frieden" gestanden haben könnte: "Tolstoj hätte Prokoviews Oper "Krieg und Frieden" vermutlich nicht gefallen. Im Alter zog der Dichter russische Volkslieder vor und tat Opern als absurd ab".

Nur die Graphik lässt zu wünschen übrig

Weniger gelungen und letztlich weniger passend zum schicken Äußeren ist die graphische Umsetzung: Zu viele verschiedene Schriftgrößen und Schriftarten, Fotos von teils haarsträubender Qualität. Da weiß man dann nicht recht: Bin ich jetzt in einem Kindersachbuch oder im Guinness-Buch der Rekorde gelandet? Aber das sind Peanuts. Weil: Im Großen und Ganzen braucht sich dieser dicke Wälzer auf dem Couchtisch nicht unter den sonst dort so üblichen Bildbänden über Australien, Picasso oder Man Ray zu verstecken.

Infos zum Buch

Alan Riding , Leslie Dunton-Downer:
Die Oper
Eine Zeitreise in opulenten Bildern

DK Verlag Dorling Kindersley
376 Seiten
49,95 Euro

Sendung: "Allegro" am 29. November 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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