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Daniel Müller-Schott Mit Beethovens Tripelkonzert auf Tour

Cellospielen sei wie Meditation – das sagt Cellist Daniel Müller-Schott. Am Donnerstag spielt er mit Jan Lisiecki in München Beethovens "Tripelkonzert". Es ist der Auftakt für eine Tour mit der Academy of St Martin in the Fields.

Der Cellist Daniel Müller-Schott | Bildquelle: Uwe Arens

Bildquelle: Uwe Arens

BR-KLASSIK: Haben Sie Neujahrsvorsätze gefasst?

Daniel Müller-Schott: Es ist ja immer so, dass man versucht, wenn die beschauliche und ruhige Weihnachtszeit vorbei ist und es zum neuen Jahr ein Crescendo gibt, sich ein paar Listen zu machen, was man sich vornimmt für das Jahr. Das mache ich sehr gerne.

BR-KLASSIK: Handschriftlich oder ins Handy getippt?

Daniel Müller-Schott: Richtig mit der Hand. Ich habe einen Tagesplan, wo ich mir über den Tag verteilt aufzeichne, was idealerweise passieren soll.

BR-KLASSIK: Und was soll 2025 passieren?

Daniel Müller-Schott: Viel schöne Musik natürlich. Das ist der Wunsch. Dann natürlich Familienzeit. Was mein Leben schön gestaltet, ist die Mischung aus Beruf, Musik und Familienzeit. Aber auch mit Freunden wieder mehr Zeit zu verbringen ist mir wichtig.

Dezember und August als Auszeit

BR-KLASSIK: Sie haben bereits am 4. Januar Ihr erstes Konzert 2025 gespielt, in Luzern. Hatten Sie vorher eine ruhige Zeit?

Daniel Müller-Schott: Ja, die war ganz bewusst ruhig gewählt. Meine zwei heiligen Monate sind immer Dezember und August. Die nehme ich mir frei und spiele weniger Konzerte. Da bin ich gerne zu Hause, ohne Koffer, ohne Reisechaos. Und nehme mir auch Zeit, um Dinge mit meinem Instrument neu zu studieren und viel zu lesen. Das kann man vor allem, wenn man innere Ruhe hat, neben dem ganzen Reisestress und Chaos.

BR-KLASSIK: Warum der Dezember, der ist doch eigentlich ein Musikmonat?

Daniel Müller-Schott: Eigentlich schon. Aber ich glaube mehr für die Sänger, die Instrumentalisten sind nicht ganz so im Fokus. In den vergangenen Jahren habe ich im Dezember auch öfter gespielt, aber für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, freier zu sein.

Freie Zeit gibt neue Energie

BR-KLASSIK: Was ist anders, wenn Sie ohne Auftritte mit Ihrem Cello sind?

Daniel Müller-Schott: Es ist ein ganz anderer Zustand von Fokussiertheit, Konzentriertheit. Sobald man einen Termin oder ein Konzert hat, verändert sich alles, das ganze innere Sein. Mal keine Termine zu haben ist sehr befreiend, gesund und wichtig. Ich merke, dass der Geist und mein ganzes System wieder Kraft tanken.

BR-KLASSIK: Ist das Cellospielen in dieser Zeit für Sie Arbeit?

Der Cellist bei einem Konzert in Prag. | Bildquelle: picture alliance/dpa/CTK | Michal Kamaryt Der Cellist Daniel Müller-Schott bei einem Konzert in Prag. | Bildquelle: picture alliance/dpa/CTK | Michal Kamaryt Daniel Müller-Schott: Für mich ist Cellospielen, auch einfach nur hinsetzen und einen Ton spielen, schon eine Art Meditation. Ich sehe das nicht als Arbeit in dem Sinn. Natürlich, man hat schon Druck vor einem Konzert, spürt Anspannung und das alles. Aber es wird nie zur Last. Auch wenn ich kein Konzert habe, setze ich mich ans Cello und genieße, das zu spielen, was mir im Moment einfällt, was ich liebe, was ich gerne mache, was ich sonst nicht spiele.

Für mich ist Cellospielen, auch einfach nur hinsetzen und einen Ton spielen, schon eine Art Meditation.
Daniel Müller-Schott

Cellist startet mit Bach in den Tag

BR-KLASSIK: Und was kommt da? Typischerweise das Lieblingsstück?

Daniel Müller-Schott: Normalerweise sortiere ich dann meine Notenbibliothek und mir fällt alles Mögliche in die Hand, auch Stücke, die ich nie ausprobiert habe. Johann Sebastian Bach bleibt immer im Fokus. Den Tag mit einer Bach-Suite zu beginnen, ist ganz wunderbar.

BR-KLASSIK: Fällt es Ihnen schwer, jetzt wieder richtig loszulegen?

Daniel Müller-Schott: Es ist schon herausfordernd. Auf die Bühne zu gehen, etwa 2000 Leute zu sehen, die alle erwartungsfroh dort sitzen. Da muss man sich schon richtig drauf einstellen, wenn man aus der Familien- und Weihnachtszeit kommt.

Wenige Proben vor Tourbeginn

BR-KLASSIK: Am Donnerstag spielen Sie zum ersten Mal das Beethoven-Tripelkonzert mit Jan Lisiecki und Tomo Keller in München. Haben Sie schon geprobt?

Daniel Müller-Schott: Ja, wir waren schon fleißig und haben uns in London getroffen. Das war am Tag nach meinem Konzert in Luzern und sehr sportlich, weil viele Flüge gecancelt wurden. Aber ich hatte Glück. Mein Flug nach London ging, wir haben uns pünktlich getroffen und dann den ganzen Tag mit Beethoven verbracht.

BR-KLASSIK: Warum London?

Daniel Müller-Schott: Weil das Orchester in London ansässig ist und dort probt, die Academy of St Martin in the Fields. In München treffen wir uns noch mal am Tag des Konzerts. Dann geht die Tour los.

Kalender steht schon Jahre im Voraus

BR-KLASSIK: Seit wann wisssen Sie, was in 2025 auf Sie zukommt?

Daniel Müller-Schott: Normalerweise plant man den Konzertkalender zwei, drei Jahre im Voraus. Die Orte kenne ich gut, die Säle auch: In Frankfurt die Alte Oper, die Elbphilharmonie in Hamburg, die Kölner Philharmonie, das Konzerthaus in Berlin. Da habe ich schon viel Musik gemacht und eine Idee von der Akustik. Es ist immer wichtig, ein Gefühl dafür zu haben, wie man den Klang seines Instruments in den Saal transportieren kann.

BR-KLASSIK: Wie vereinen Sie die vielen Reisen mit Ihrer Familie?

Daniel Müller-Schott: Ich habe immer wieder kleinere Inseln mit freier Zeit, die ich mit meiner Familie verbringen kann. Ein, zwei Wochen Pause nach Tourneen. Ich spiele seit mehr als 30 Jahren Konzerte, habe schon viele Reisen hinter mir und früher wirklich das ganze Jahr Konzerte gespielt. Vor 15 Jahren habe ich fast 130 Konzerte im Jahr gespielt, da war ich konstant unterwegs. Jetzt genieße ich es, dass ich freier auswählen kann, was ich mache, mit wem ich spiele, wo ich spiele und dann eben auch diese Balance habe zwischen Familienzeit und der Zeit mit meinem Cello.

Programm Beethoven-Zyklus III, 9. Januar 2025, Isarphilharmonie München

Ruth Gipps: "Seascape" op. 53
Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
Beethoven: Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56 "Tripelkonzert"

Academy of St Martin in the Fields
Tomo Keller, Violine
Daniel Müller-Schott, Violoncello
Jan Lisiecki, Klavier & Leitung

Sendung: "Allegro" am 8. Januar 2025 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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