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Die bekanntesten Opernrollen Mozarts Don Giovanni – Der Herzensbrecher

Charmeur, Playboy, Mörder: Die Vita von Mozarts und da Pontes Don Giovanni ist vielseitig, seine Arien perfekt zum Unter-der-Dusche-Schmettern. BR-KLASSIK wirft einen Blick auf die wichtigsten Charaktere der Operngeschichte.

Don Giovanni | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Sie waren sowas wie ein Dream-Team: Wolfgang Amadeus Mozart und der Librettist Lorenzo da Ponte. Drei fantastische Opern haben sie gemeinsam gemacht: "Cosi fan tutte", "Le nozze die Figaro" und… "Don Giovanni". Von den dreien ist Don Giovanni, uraufgeführt in Prag 1787, vermutlich die berühmteste. Das liegt einzig und allein am Titelhelden und dessen rasend schneller und rasant kurzer Arie, die als Champagnerarie in die Musikgeschichte einging. In zwei Minuten rattert Don Giovanni seinem Diener Leporello eine Art Einkaufsliste runter. Er will nämlich Party machen und der Diener muss es vorbereiten.

Don Giovannis Bilanz: 2065 Frauen

Don Giovanni ist ein Herzensbrecher und Schwerenöter, der mit der Durchschlagskraft eines Bulldozers reihenweise Frauen umlegt. So posaunt es sein Diener Leporello in der Registerarie oder auch "Katalogarie" herum. Zieht man Bilanz, wie Sexbuchhalter Leporello, so hatte Don Giovanni mit bis dato 2065 Frauen einen one-night-stand. Oh lala!

Mit Charme und Lügen

Mozarts "Don Giovanni" Gut Immling | Bildquelle: Verena von Kerssenbrock Bildquelle: Verena von Kerssenbrock Dafür braucht es, neben guter Kondition, vor allem Charme. Sollte der nicht ausreichen, lügt Don Giovanni das Blaue vom Himmel und verspricht schlimmstenfalls sogar eine Heirat. Typisch Playboy eben. Don Giovannis Devise lautet: Hauptsache Rock. Und Hauptsache sich nach der schnellen Nummer noch schneller aus dem Staub machen. Sieht ganz danach aus, als wäre Don Giovanni eine Kreuzung aus Don Juan und Casanova.

Irgendwie bewundernswert, irgendwie witzig, aber auch ein wenig ekelhaft. Als Drama Giocoso schwirrt die Oper durch die Lexika, also als "verspielte Drama" mit herzigen Bettgeschichten.

Für die Liebe über Leichen

Doch Mozart wäre nicht Mozart, wenn in dem verspielten Drama nicht mindestens genauso viel Tragik im Spiel wäre! Tatsächlich nämlich schaukelt Don Giovanni gar nicht nicht in Abrahams, Annas oder Elviras Schoß, sondern er hat in Mozarts Zweiakter vor allem eins: Stress. Die eine will ihn, aber er sie nicht: Donna Elvira. Die andere will er, aber sie will ihn nicht: Donna Anna. Weil eine Abfuhr ein No-go für einen Weiberhelden ist, geht Don Giovanni über Leichen, genau genommen über eine Leiche. Der Getötete ist der Komtur und…Donna Annas Vater!

Die beliebtesten Opernfiguren der Musikgeschichte

Tannhäuser, Carmen, Aida und Co. – was macht die berühmtesten Opernfiguren eigentlich aus? BR-KLASSIK wirft einen Blick in die persönlichen Abgründe der wichtigsten Charaktere der Operngeschichte.

Man kann es sich denken: So ein Mord ist weder ein guter Start für eine Liebesaffäre, noch moralisch einwandfrei, nicht mal in einer Oper. Folglich hat Don Giovanni über zweieinhalb Stunden, so lange dauert das Stück, eine Menge Schwierigkeiten am Hals:  halb Sevilla, einschließlich Donna Anna, ist hinter ihm her, um sich zu rächen. 

d-(ämonisches) Moll und "Champagnerarie" für Don Giovanni

Dass Mozart und vor allem sein Librettist Lorenzo da Ponte keine Kostverächter waren und sie vermutlich Don Giovannis Leidenschaft für Frauen nicht per se verteufelt haben, ist bekannt. Aber, wie gesagt, bei Mord hört der Spaß auf, entsprechend drücken Mozart/da Ponte es Don Giovanni immer wieder rein. Erst mal wählt Mozart als Haupttonart das düstere d-moll, quasi dämonisches moll. Da weiß man also schon mal, wo der Hammer hängt. Und dann gönnt Mozart seinem Titelhelden Don Giovanni gerade mal zwei Arien. Zwei ziemlich schöne allerdings. In der einen säuselt Giovanni zu zarten Mandolinenklängen (heuchlerisch) von "Liebe".

Beste Interpreten der Rolle

Cesare Siepi als Don Giovanni – "Fin ch'han dal vino"
Ruggiero Raimondi als Don Giovanni – "Là ci darem la mano"
Thomas Hampson als Don Giovanni – "Fin ch'han dal vino"
Bryn Terfel als Don Giovanni – "Fin ch'han dal vino"

Wolfgang Amadeus, 1756-1791. Werke: Don Giovanni (Oper, UA 1787). - Die Champagner-Arie - Gemälde von Max Slevogt | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Champagner-Arie - Gemälde von Max Slevogt | Bildquelle: picture-alliance/dpa In der zweiten rattert er seinem Diener Leporello eine Einkaufsliste für eine Party runter. Berühmt wurde diese Arie als „Champagnerarie“. Mozart hat da eine seiner eingängigsten und kürzesten Melodien komponiert, eine, die sofort ins Ohr geht und auch gerne von Laiensängern unter der Dusche geschmettert wird. Dann allerdings mit vereinfachtem Text auf Lo Lo Lo. 

Karma für den mordenden Frauenheld

Es ist raffiniert, dass alle in der Oper über diesen Don Giovanni reden, Leporello mit der Registerarie die Erwartungshaltung auch ganz schön hoch schraubt, aber Don Giovanni innerhalb der Oper gar nicht so richtig als Frauenheld in Erscheinung tritt, sondern als skrupelloser Mörder: also statt Testosteron gesteuerte Höhenflüge zu erleben, tief zu fallen.

Bühnenszene "Don Giovanni", Salzburger Festspiele 2016 | Bildquelle: Salzburger Festspiele / Ruth Walz Bildquelle: Salzburger Festspiele / Ruth Walz Auch Librettist Lorenzo da Ponte scheut sich nicht, Öl ins Feuer, quasi ins Fegefeuer zu gießen: Langsam und mit Genugtuung lässt er Don Giovanni die Suppe auslöffeln, die der sich eingebrockt hat. Erst treibt er sich auf dem Friedhof herum und lädt das Standbild des toten Komtur zum Abendmahl ein. Dieses wird dann gleichzeitig Don Giovannis letztes Abendmahl. Denn der Geist des Komturs schnappt sich Don Giovanni und verfrachtet den Mörder mit Getöse und Geschrei in die Hölle. Und… keiner weint ihm eine Träne nach. Ob Don Giovanni da dann ein Teufelsweib nach dem anderen vernascht hat, weiß vermutlich nur Beelzebub persönlich.

Casanova gefällt's

Was wir aber wissen: bei der Uraufführung der Mozartoper in Prag saß Giacomo Girolamo Casanova, der größte (und berüchtigtste) Frauenheld jener Zeit, persönlich im Publikum und hat sich köstlich über Don Giovannis Untergang amüsiert. Manchmal geht’s in der Oper eben gerechter zu als im realen Leben.

Sendung: Allegro am 16. April 2024 ab 06:05 Uhr

Kommentare (2)

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Sonntag, 21.April, 10:54 Uhr

Michael Fischerbauer

Don Giovanni

Don Giovanni ist der mit Abstand langweiligste Charakter ( sozusagen der dyonsosierte Pamino) der Operngeschichte. Neither funny nor exciting, mai tremante o amante. Es gibt noch einen Don Giovanni, war es Galuppi auch nach Goldoni, von da Ponte völlig versaut, Da Ponte war ohnehin Mozarts Untergang, was für ein Niedergang von Idomeneo bis zur ebenso Opernsinfonie mit Stimmen, Cosa fan tutte, in jeder Messe oder in jedem Klavierkonzert von Mozart steckt mehr Oper als in den Da Ponte Karikaturen des menschlichen Lebens.,also Galuppis? Don Giovanni ist musiklisch einfacher gestrickt, aber als Oper sowas von überlegen, eine geldgierige Zerlina und eine Elvira mit Feuer ( ok auch bei Mozart die beste Figur) und ein Don Giovanni spumante.

Samstag, 20.April, 22:25 Uhr

Winkelmann

Beste Interpreten

Dabei sollte man den russischen Bariton Dmitri Hvorostovsky nicht vergessen.

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