Große Gefühle, große Musik: Seit vergangenem Jahr ist die italienische Oper immaterielles Unesco-Weltkulturerbe. In Verona wird das nun mit einer großen Gala gefeiert. Mit dabei: Anna Netrebko, Jonas Kaufmann und Riccardo Muti.
Bildquelle: picture alliance / imageBROKER | G. Lenz
Florenz, Ende des 16. Jahrhunderts. In der Camerata Fiorentina, einem Gesprächskreis bestehend aus Dichtern, Philosophen und Musikern, geht es hoch her. Sie wollen das antike Drama wiederbeleben. In einer Art Experiment reichern sie Sprechtheaterstücke durch Musik an. Heraus kam eine neue Kunstform: Ein für die Bühne gedachter, dramatischer Text, der wie üblich von Darstellern vorgetragen wird, allerdings in gesungener Form und mit musikalischer Begleitung.
Die Oper war geboren und wurde in den Jahrhunderten danach zum kulturellen Exportschlager Italiens. "Während wir hier in diesem Raum sitzen, wird wahrscheinlich irgendwo auf der Welt eine italienische Oper geprobt und dann heute Abend aufgeführt", sagt der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano stolz auf einer Pressekonferenz, und weiter: "Denn jeden Tag gibt es Dutzende von Aufführungen italienischer Opern überall auf der Welt, selbst in den entlegensten Winkeln des Planeten." Ende vergangenen Jahres ist die "Große italienische Oper", wie sie im Kulturministerium offiziell heißt, von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt worden.
"Ich kann Ihnen versichern, dass ich an diesem Tag den beeindruckendsten hohen Ton meiner Karriere gesungen habe, auch wenn ich schon seit ein paar Jahren gar nicht mehr singe", sagt Cecilia Gasdia, früher selbst Opernsängerin und aktuell Intendantin der Arena von Verona, eine der wichtigsten Konzertstätten Italiens. "Es ist eine Geschichte, die mehr als 400 Jahre andauert, eine Form der Unterhaltung, die jemand als die erste made in Italy bezeichnet hat. Oder sogar als die älteste Multimedia-Show. Denn in keiner anderen Art von Show sieht man dutzende von verschiedenen Fertigkeiten gleichzeitig am Werk", schwärmt Gasdia.
Anna Netrebko als Turandot in Verona. | Bildquelle: Foto Ennevi Und genau das alles soll in Verona mit einem spettacolo extraordinario, einem außergewöhnlichen Spektakel, gefeiert werden. "Ich glaube, dass bei dieser Veranstaltung zum ersten Mal in der Geschichte fast die gesamte italienische Musikwelt zusammenkommt. Und ich muss sagen, dass die logistische Organisation all diese Menschen und Künstler zusammenzubringen, in jeder Hinsicht sehr anspruchsvoll, aber auch sehr faszinierend war", berichtet Gasdia. Das Orchester ist mit 160 Musikerinnen und Musikern fast doppelt so groß wie das ohnehin schon umfangreiche Ensemble in Verona. Auch der Chor ist mit 300 Sängerinnen und Sängern doppelt so groß wie unter Normalbesetzung.
Bei den Solisten setzt man auf italienische und internationale Stars. Unter der Leitung von Riccardo Muti werden neben Vittorio Grigolo, Luca Salsi oder Eleonora Buratto werden unter anderem auch Jonas Kaufmann (sein Debüt in Verona gab er 2021), Ludovic Tézier und Anna Netrebko auf der Bühne stehen. Letztere stand zuletzt vor zwei Jahren in Verona auf der Bühne als Prinzessin Turandot in der gleichnamigen Oper von Giacomo Puccini.
Und auch wenn das genaue Programm noch nicht verraten wurde, kann man wohl davon ausgehen, dass mindestens eine Arie von Puccini an diesen Abend erneut zur Aufführung kommt.
Sendung: "Allegro" am 7. Juni 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Samstag, 08.Juni, 13:56 Uhr
Rudi Ratlos
Wo war Fr. Netrebko?
Entgegen der Vorankündigung und den dpa-Meldungen am nächsten Tag haben wir Frau Netrebko nicht gesehen bzw. gehört. Ist sie uns ausgekommen oder war sie tatsächlich nicht dabei? Es war trotzdem eindrucksvoll