In diesem Sommer kehrte die lettische Sopranistin Elīna Garanča für einen Liederabend ins Große Festspielhaus zurück. Mit Malcolm Martineau begeisterte die Sängerin das Salzburger Publikum mit einem spätromantischen Programm und Liedern aus ihrer Heimat.
Bildquelle: © SF/Marco Borrelli
Liederabende von Operndiven sind eine Klasse für sich. Wenn der Abend auch noch im Großen Salzburger Festspielhaus gegeben wird, das mit seiner enormen Breite alles andere als ein intimer Ort für Kammermusik ist und das Publikum natürlich kommt, um seinen Star zu feiern, dann werden Farbe und Stoff des Konzertkleides ebenso wichtig, wie die Klangfarben der Interpretation.
Smaragdgrünen Taft wählt Elīna Garanča für den großen ersten Auftritt und die Salzburg-Premiere von Liedern spätromantischer Komponisten aus ihrer Heimat Lettland im ersten Teil. Von den Brüdern Jāzeps und Janis Mediņš, Jāzeps Vitols, sowie vom lettischen Nationalkomponisten Alfreds Kalniņš hat man noch nicht so viel zu hören bekommen, und man konnte spüren, wie tief verbunden Elīna Garanča mit diesen Kompositionen ist, die sie bereits in ihrer Kindheit von ihrer Mutter gesungen gehört hat.
Das Salzburg-Dossier mit Kritiken, Radioübertragungen und Videostreams
Spannend sind diese Neuentdeckungen lettischer Kunstlieder mit ihren mal schlichten, dann wieder heftig changierenden, schillernden Melodien. Die Texte handeln von Träumen, Sehnsucht, Geistern und Naturbeschreibungen. Schade nur, dass das begeisterte Publikum nach fast jedem Lied die Stimmung durch Applaus unterbricht. Malcom Martineau bettet die Sängerin weich, federnd, immer stark zurückgenommen und mit mattiertem Klang wie durch eine Milchglasscheibe.
Im großen Raum des Salzburger Festspielhauses hätte man sich bisweilen durchaus etwas mehr Konturschärfe beim Klavierpart gewünscht. Elīna Garanča zieht ebenfalls die dunklen Schattierungen vor, schwelgt im Melancholischen mit herrlich dramatischen Passagen, in denen ihre Stimme zu mächtiger Leuchtkraft findet, um sich dann wieder in Samt zu hüllen. Das ist kunstvoll, aber gerade bei den Richard Strauss-Liedern gelegentlich auch etwas monochrom.
Nach der Pause erscheint La Garanca dann in leuchtend roter, fließender Seidenrobe, und es wird lustvoll bei den Duparc-Liedern, die von Verlangen und Ekstase erzählen. Tatsächlich wirkt das Liedduo hier eingespielter, virtuoser und entlocket erneut nach jedem Lied ihren Fans großen Beifall. Dass Elīna Garanča Lieder von Rachmaninow besonders gut liegen, ist bereits bekannt, und sie füllt zum Abschluss des Programms mit ihren beeindruckenden Interpretationen von "Die Antwort" und "Frühlingsfluten" mühelos den Saal, der ihr längst zu Füßen liegt, auch wenn die Intimität der Liedkunst in dieser Festspiel-Atmosphäre von Anfang an gar keine Chance hatte.
Sendung: "Allegro" am 21. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)