Die Wellenlänge bei Musik-Geschwistern - sie dürfte passen, haben sie doch die gleiche große Liebe: die Musik. Aber wie gehen sie sonst miteinander um? Konkurrenz oder Unterstützung? Oder beides? BR-KLASSIK hat mit Cellistin Tanja Tetzlaff und ihrem sieben Jahre älteren Bruder, dem Geiger Christian Tetzlaff gesprochen.
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Tanja Tetzlaff: Weil er ein Stück älter ist, hat er schon Musik gemacht, als ich noch in den Windeln lag.
BR-KLASSIK: Tanja Tetzlaff ist von Anfang an von Klang umgeben. In dem Hamburger Pastorenhaus mit vier Kindern ist Musik eine Selbstverständlichkeit.
Christian Tetzlaff: Und dann kam die bisschen ungewöhnliche Situation, dass ich manchmal sogar mit ihr geübt habe.
Tanja Tetzlaff: Ich habe Christian unglaublich bewundert, der schon so bald so toll gespielt hat. Und da war natürlich auch Ehrgeiz, möglichst bald genauso gut zu sein.
Bildquelle: Giorgia Bertazzi BR-KLASSIK: Mit dem großen Bruder üben? Sich von ihm ernsthaft was sagen lassen? Kann das gut gehen?
Tanja Tetzlaff: Irgendwann bin ich auch bockig geworden. Ich erinnere mich, wo ich dann aufhören sollte, weil er irgendetwas sagen wollte. Und ich habe einfach weitergespielt. Und irgendwann wurde halt der Bogen dann festgehalten, das konnte ich überhaupt nicht ab. Der Lärm war unfassbar. Zum Glück ein freistehendes Haus. Aber trotzdem müssen die Nachbarn wirklich gedacht haben was ist denn das für ein Irrenhaus?
BR-KLASSIK: Aber nicht nur Tanja und Christian Tetzlaff haben musiziert, auch die anderen Geschwister.
Christian Tetzlaff: Da war auch eine Trompete dabei.
Tanja Tetzlaff: Und eine Piccoloflöte, das war fast noch schlimmer.
BR-KLASSIK: Dazu kam tierische Begleitung.
Tanja Tetzlaff: Ich hatte einen Kanarienvogel, und ich habe eine alte Kassette von mir gefunden, wo ich mich aufgenommen habe. Tatsächlich hört man auf dieser Kassette eigentlich nur Kanarienvogel.
Bildquelle: © Giorgia Bertazzi BR-KLASSIK: Tanja und Christian Tetzlaff stehen oft zusammen auf der Bühne. Sie teilen sich sogar den Solopart – zum Beispiel im Doppelkonzert von Johannes Brahms, mit dem sie oft auftreten. Auch musizieren sie gemeinsam im Tetzlaff Quartett und im Klaviertrio. Alles easy? Null Konkurrenz?
Christian Tetzlaff: Ich glaube nicht, dass einer von uns den anderen mehr kritisiert oder in irgendeinem hierarchischen Gefühl Dinge sagt. Und deswegen funktioniert es so wunderbar.
Tanja Tetzlaff: Ich habe das Gefühl, wir müssen tatsächlich über wenig sprechen oder nachdenken. Es reicht, ein Schlagwort über eine bestimmte Emotionalität zu geben. Und wir wissen ganz genau, wie wir eine Phrase daraufhin gestalten wollen,
Christian Tetzlaff: Ich mag Tanja sehr gerne, und das ist ein ganz wichtiger Faktor, dass man sich gegenseitig unterstützen möchte und gerne zuhören möchte, was der andere spielt und sagt. Ich glaube, ich hätte mit Tanja auch gespielt, wenn wir nicht Geschwister gewesen wären.
Sendung: "Allegro" am 14. Januar 2025 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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